Bildungsstreik an Berliner Unis: Besetzung auf dreierlei Art
Studierende an drei Berliner Universitäten besetzen Hörsäle. Während sich die Präsidien von TU und FU geduldig geben, holt man an der HU die Polizei. Die zieht jedoch später wieder ab.
Mit einem Tag Verspätung war es gestern Nachmittag so weit: Nach der Freien Universität (FU) und der Humboldt-Universität (HU) besetzen Studierende an der Technischen Universität (TU) ihren Audimax. Dies hatten sie zuvor in einer Vollversammlung entschieden - und sich damit den Streikenden von FU und HU angeschlossen.
"Wir sind jetzt dabei, Arbeitsgruppen zu bilden und den weiteren Ablauf zu planen", sagt Christian Elias, Mitglied des Asta an der TU. Das Präsidium habe mit Verständnis reagiert. "Vizepräsident Jörg Steinbach hat darum gebeten, nichts zu zerstören." Die konkreten Forderungen der TU-Studierenden stellt Erik Marquardt, bildungspolitischer Referent des Asta, vor: "Wir fordern ein ausfinanziertes Hochschulkonzept und dass die Einrichtung Moderne Sprachen nicht weiter eingeschränkt wird." Für dieses Angebot seien nur 130.000 Euro des gesamten Hochschulbudgets von 300 Millionen Euro eingeplant.
An HU und FU gehen die Proteste derweil in die nächste Runde - mit unterschiedlichem Verlauf. "Am Mittwochabend hat das Präsidium versucht, die Besetzer mit Polizeipräsenz einzuschüchtern, und mit Räumung gedroht", berichtet Gerrit Aust vom HU-Asta. "Wir durften weder Lebensmittel noch Schlafsäcke hineinbringen", sagt Lena Müller, studentisches Mitglied im Akademischen Senat der HU. Offensichtlich verfolge das Präsidium eine "Aushungerungstaktik". Nach Mitternacht sei die Polizei jedoch abgezogen.
Als entspannt und produktiv kann man dagegen die Situation in der Silberlaube an der FU bezeichnen. Auch hier wurde im Zuge der Vollversammlung am Mittwoch der Hörsaal 1a besetzt. Doch von Aggressionen ist nichts zu spüren. Im Hörsaal diskutieren mehrere Arbeitsgruppen zu Themen wie Öffentlichkeitsarbeit, Kultur oder über den umstrittenen FU-Präsidenten Dieter Lenzen. "Wir suchen gezielt den Dialog mit unserem Präsidium. Dieser Raum dient dafür als Plattform", erläutert Christine McCaskill, Mitglied der AG Öffentlichkeitsarbeit. Die Studierenden hätten es satt, dass das Präsidium viel verspräche, aber nichts halte. "Die Besetzung soll den Druck erhöhen", erklärt sie. Wie lange sie den Saal noch besetzen werden, ist unklar. "Wir wollen mindestens bis nächsten Mittwoch bleiben." Dann fängt der eigentliche Bildungsstreik erst an. JAN MOHNHAUPT
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