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Berliner Polizei erfindet illegalen ClubAb durch den Kühlschrank

Eine Polizeieinheit hebt einen vermeintlich illegalen Club aus und prahlt damit auf Facebook. Doch die Behauptung der Beamten stimmt nicht ganz.

Hinter einem Späti-Kühlschrank verbarg sich die vermeintliche Geheimtür Foto: Sven Braun/dpa

Berlin taz | Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Social Media Teams von Polizeidirektionen immer wieder humoristisch mehr oder weniger wertvolles und kuriose Ereignisse auf diversen Plattformen posten. Die Polizei Berlin nahm für einen solchen Post zum Anlass, dass BeamtInnen am 26. November bei einer Routinekontrolle in der Brückenstraße einen illegalen Club entdeckt haben wollten. Hinter einem präparierten Kühlschrank wollten die Beamten einen Seiteneingang zu Räumlichkeiten entdeckt haben, in denen gerade die technischen Vorbereitungen für einen Livestream stattfanden. In amüsiertem Ton landete diese Geschichte auf Facebook.

Dabei erging sich die Polizei Berlin in sarkastischen Ratschlägen gegenüber den BetreiberInnen des vermeintlich versteckten Etablissements: „An dieser Stelle vielleicht ein kleiner Life-Hack: Wenn Sie einen Kühlschrank zu einer Geheimtür umbauen, um damit den Zugang zu den Räumen eines dahinter liegenden Privatclubs zu verstecken – nehmen Sie ruhig etwas unauffälligeres als einen halben Kühlschrank mit halben Bierkästen im Inneren.“

Dabei ist das, was die Polizei glaubt, hier als schlechtes Versteck enttarnt zu haben, schlicht das Clubkonzept des Melancholie 2. Der Betreiber äußert sich dazu auf Facebook wie folgt:„Jeder weiß um diesen Club und auch um den Gag mit dem Kühlschrank. Es steht überall. Auch die Polizei weiß es natürlich“, heißt es auf ihrer Seite. Tatsächlich dürfte der Club einer größeren Anzahl von BerlinerInnen bekannt sein. Vor Corona war das Straßenbild hier regelmäßig durch Menschentrauben geprägt, die auf Einlass ins „Melancholie 2“ warteten.

Weiter schrieb die Polizei in ihrem Post von einer großen Menge Drogen, die sichergestellt wurde. Um welche Substanzen es sich dabei genau handelte, vermochte die Pressestelle der Polizei aber nicht zu sagen. Laut Betreiber eines Spätkaufs handle es sich hierbei um CBD, also um Cannabidiol, einen legalen Stoff, dessen Wirksamkeit sogar in der Apothekenumschau diskutiert wird. In einem Update zum fraglichen Post schreibt die Berliner Polizei nun vom Fund „betäubungsmittelsuspekter Substanzen“. Eine Rückfrage bei der zuständigen Polizeidirektion zur Zusammensetzung der gefundenen Substanzen wurde durch die Beamten am frühen Montagabend jedoch nicht beantwortet.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Berliner Polizei während der Coronapandemie ihr Vorgehen gegen legale Clubkonzepte auf Social Media mit fragwürdigem Humor der Öffentlichkeit präsentiert. Ein ähnliches Vorgehen war bereits anlässlich einer angeblichen „Fetischparty“ zu beobachten, die Ende Oktober von der Polizei aufgelöst wurde, weil gegen Coronaregeln verstoßen worden sei. Auch hierbei fiel der süffisante Ton auf, in dem die Polizei den Einsatz auf Twitter präsentierte.

Die VeranstalterInnen widersprachen damals der Darstellung der Polizei und kritisierten, die BeamtInnen versuchten mit dem Hinweis auf den vermeintlichen Fetischcharakter die Veranstaltung zu skandalisieren. Auch dass gegen Coronaregeln verstoßen wurde, bestritten die VeranstalterInnen. Nach der Kritik vieler UserInnen änderte die Polizei damals ihren Post. Eine Entschuldigung gab es nicht.

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1 Kommentar

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  • Ja wie? Bullerei & Humor??

    Wie soll das gehn - Außer in die Hose!



    Als staatliche Org - Immer gern übersehen!



    Diese Draffels-Org - genießens weder Meinungs-nochKunstfreiheit! - 😱 -



    Nur Werner Brösel hat Rotes Nummernschild!



    & Wurst-Blinker beie A.B.E.-Kasper - vulgo TÜV



    m.youtube.com/watch?v=GIdjt_Asf7E

    kurz - Keine Eintragung - 🍀? - Oder was! - 😎 -