Berliner Krankenhausbewegung: Erfolgreich zu Ende gestreikt

Nach den Pflegekräften von Charité und Vivantes erringen auch die Beschäftigten der Vivantes-Tochtergesellschaften Verbesserungen. Der Streik ist vorbei.

Streikdemo mit Fahnen

Nur mit Zugeständnissen von der Straße zu kriegen: Berlins Krankenhausbewegung Foto: dpa

BERLIN taz | Der wohl längste und heftigste Krankenhausstreik Deutschlands geht zu Ende – mit einem weiteren Erfolg für die Beschäftigten. Sechs lange Wochen haben bis zu 2.000 Beschäftigte der kommunalen Krankenhauskonzerne gestreikt. Nachdem zuletzt schon die Pflegekräfte von Charité und Vivantes Durchbrüche erzielt hatten, gilt dies seit Dienstag auch für die Angestellten der Vivantes-Tochtergesellschaften. „Es war eine Sternstunde“, sagt Verdi-Verhandlungsführer Yvo Garbe. Viel mehr sagte er noch nicht.

Andrea Kahles, die ihren echten Namen aus Sorge vor Abmahnungen und Drohungen vonseiten der Arbeitgeber lieber verändert, war „von der ersten Sekunde an“ bei dem Streik dabei. Die Sachbearbeiterin in einem Vivantes-Klinikum ist über eine Tochtergesellschaft beschäftigt. Sie und eine Kollegin erledigen die gleiche Arbeit – aber Kahles verdient „einige hundert Euro weniger“ im Monat, bekommt weniger Urlaubstage und sonstige Vergünstigungen.

Der Grund: Nur rund 250 der insgesamt 2.000 Angestellten der Tochtergesellschaften werden nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bezahlt – die, die zuvor direkt bei Vivantes beschäftigt waren. Alle anderen erhalten bis zu 900 Euro weniger – bei gleicher Arbeit. Teilweise verdienen die An­gestellten nicht einmal den Landesmindestlohn. Betroffen sind Mit­ar­bei­te­r*in­nen der Reinigung, Speiseversorgung, Labore und vieler weiterer Bereiche in den Krankenhäusern. Die Gewerkschaft forderte für alle Tochtergesellschaften eine stufenweise Anpassung der Gehälter an den Tarifvertrag.

Seit dem 9. September hatten die Pflegekräfte und die Beschäftigten der Töchter zusammen gestreikt. Als die Pfle­ge­r*in­nen sich nach einem Monat durchsetzten, ging es für Kahles, die sich selbst in der Tarifkommission engagiert, und ihre Kol­le­g*in­nen weiter. Zuletzt demonstrierten sie vor einer Woche mit 200 Leuten vor der SPD-Zentrale. Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) versuchte inzwischen als Moderator zu vermitteln. Ob dieser nun der entscheidende Faktor für die erzielte Verständigung war oder doch die Beharrlichkeit der Beschäftigten, sei dahingestellt.

Eckpunkte am Freitag

Worin genau die Einigung besteht, wie nah man dem Ziel der Gleichbehandlung der bei den Tochtergesellschaften Beschäftigten gekommen ist – dazu halten sich die Verdi-Verhandlungsführer*innen noch bedeckt. „Am Freitag wird das gemeinsame Eckpunktepapier von Vivantes und Verdi vorgestellt“, sagte Yvo Garbe am Mittwoch der taz. Nach taz-Informationen soll zumindest der Landesmindestlohn von 12,50 Euro künftig nicht mehr unterschritten werden.

„Wir haben denen die Stirn geboten“, sagt Andrea Kahles. Und im wochenlangen Arbeitskampf seien die Mit­ar­bei­te­r*in­nen über die Konzerne, Standorte und Berufsgruppen hinweg zusammengewachsen. Das werde man auch in der Zukunft zu nutzen wissen. „Die Arbeit­geber sind ja immer noch die gleichen“, sagt Kahles.

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