Berliner Clubs: Der Lärm und andere Sorgen

Lärmschutzfonds können für etwas Ruhe sorgen, helfen aber den Berliner Clubs nicht beim Gentrifizierungsdruck.

Discokugel mit den Spiegeleffekten

Wo sich die Kugel dreht, da kann es auc h lauter werden Foto: dpa

Wummernde Bässe und betrunkene Gäste vertragen sich oft schlecht mit dem Ruhebedürfnis der Anwohnenden. Da die Berliner Clubs aber wichtige kulturelle und wirtschaftliche Institutionen sind, hat der Senat einen Fonds eingerichtet, aus dem Clubs Mittel für Lärmschutzmaßnahmen beantragen können. Aber Lärmschutz ist nicht das einzige Problem mit dem Clubbetreiber*innen zu kämpfen haben.

Ende 2017 beschloss der Senat, 1 Million Euro für den Fonds bereitzustellen. Das Geld wird vom Interessenverband Clubcommission verwaltet, ein unabhängiges Gremium entscheidet über die Anträge. Mit bis zu 50.000 Euro, in Ausnahmefällen sogar 100.000 können Lärmschutzmaßnahmen gefördert werden. Einen Anteil zwischen 10 und 20 Prozent müssen die Clubs aber selbst aufbringen. Bislang wurden vier Förderanträge bewilligt mit einer Fördersumme von insgesamt 300.000 Euro, eingegangen sind aber wesentlich mehr Anträge.

Zu den geförderten Cubs gehört zum Beispiel das traditionsreiche SO36 in der Oranienstraße. Die Kreuzberger Punk-Institution bekommt einen neuen Schallschutz. Nicht zum ersten Mal, das letzte Mal wurde 2010 eine Schallschutzmauer finanziert – damals noch zum größten Teil aus Spenden. Auch die Musikbrauerei im beschaulich gewordenen Prenzlauer Berg erhielt einen Zuschlag. Mit 50.000 Euro werden eine ausfahrbare Klappwand im Innenhof sowie Schallschutztüren eingebaut.

Wände und Türen helfen hingegen weniger bei Open-Air-Locations. Trotzdem erhielt die Ipse – ein Open-Air-Club auf der Lohmühleninsel – ebenfalls eine Förderung. Mit dem Geld wurde eine spezielle Anlage eingebaut, deren Lautsprecher die Ausbreitung der Schallwellen über den Dancefloor hinaus einschränkt.

Ein paar Jahre Sicherheit

Für die Clubs, die den Zuschlag erhalten, bedeutet das zumindest für ein paar Jahre Sicherheit. Auch wenn die Fördersumme, so befürchtet die Clubcommission, aufgrund des hohen Bedarfs schnell ausgeschöpft sein wird, zeigt der Fonds, dass Lösungen möglich sind.

Weitaus größere Probleme bereiten den Clubs aber der steigende Gentrifizierungsdruck. So muss der Privatclub in der Skalitzerstraße wohl bald schließen, weil der neue Eigentümer die Miete verdoppelt. Dem international bekannten Technoclub Watergate an der Oberbaumbrücke ist vergangenes Jahr dasselbe passiert, er konnte die Mieterhöhung noch auffangen. Auch der linksalternative Technoclub Mensch Meier in der Storkower Straße bekam dieses Jahr eine Mieterhöhung. Das Kollektiv startete daraufhin eine Crowdfunding-Aktion, um mit einer eigenen, nicht mehr gemieteten neuen Anlage die Fixkosten zu senken.

In vielen Fällen lassen neue Investoren überhaupt nicht mit sich reden, selbst Mieterhöhungen sind dann keine Option. So musste Anfang des Jahres das Rosi’s in der Revaler Straße schließen, um Platz für einen Büroneubau zu machen. Auch die Kulturstätte Rummelsbucht am Ostkreuz wurde zum Jahresende gekündigt. Viele weitere Orte sind bedroht oder wurden schon geschlossen. Es bleibt zu hoffen, dass der Senat sich auch diesem Problem annimmt.

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