Berlinale und Berliner Kinobetrieb: Kino gerade nur im Freien
Freiluftkinos haben auch dank der Berlinale jetzt Auftrieb. Drinnen aber muss man auf den Kinobetrieb, obwohl bereits erlaubt, noch bis Juli warten.
Die Berliner Indoor-Kinos dagegen, bei denen man sich kaum noch erinnern kann, wann sie zuletzt geöffnet hatten, bleiben weiterhin dicht. Und das, obwohl sie gemäß den letzten Lockerungen bei den Coronamaßnahmen wieder Besucher und Besucherinnen empfangen dürften.
Ein klein wenig verwundern kann einen das auf den ersten Blick ja schon. Der Ruf der Kinobranche nach Perspektiven für eine Wiedereröffnung war in den vergangenen Monaten schließlich unüberhörbar. Und die ähnlich ungeduldige Gastronomie ließ sich jedenfalls nicht zweimal bitten und empfängt wieder Gäste. Galerien, Theater und Museen haben ebenfalls wieder den Betrieb aufgenommen. Doch die Kinosessel setzen vorerst weiterhin Staub an.
Aber dafür gibt es gute Gründe. Einer davon ist die Sommer-Berlinale selbst. Barbara Suhren vom Kreuzberger Arthousekino FSK räumt ein, die an 16 Spielstätten und über elf Tage hinweg ausgetragene Open-Air-Edition der Berlinale sei eine Konkurrenz beim Kampf um das Publikum, der man sich gerade lieber nicht stellen möchte. Und Birgit Kohler vom Programmkino Arsenal sagt, dass man als Mitveranstalter der Sommer-Berlinale, wo man verantwortlich für die Sektionen „Forum“ und „Forum Expanded“ ist, gerade auch so schon genug zu tun habe.
Premiere: Am Mittwoch, 9. Juni, beginnt die Sommerausgabe der in diesem Jahr wegen Corona zweigeteilten Berlinale. In 16 Freiluftkinos, verteilt über die ganze Stadt, läuft nur abends eine Auswahl des gesamten Festivalprogramms. Zentrum der Berlinale, die zum 71. Mal stattfindet, ist ein eigens aufgebautes Open-Air-Kino auf der Museumsinsel.
Tickets: Anders als sonst gibt es bereits seit 3. Juni Karten für das gesamte Programm bis zum letzten Festivaltag am 20. Juni. Viele der Vorführungen besonders der Wettbewerbsfilme sind bereits ausverkauft. Allerdings gilt auch im Ausnahmesommer bei der Berlinale: Spannend sind oft nicht so sehr die großen Produktionen, die meist sowieso ins Kino kommen, sondern die kleinen Filme. Und für die gibt es teilweise noch Tickets. Grundsätzlich gilt: Besuch nur mit tagesaktuellem negativen Coronatest. (bis)
Aber auch ohne Berlinale würden die Kinos jetzt nicht ad hoc von heute auf morgen öffnen. „Man hat auch so noch Pläne“, so Barbara Suhren, „wir sitzen hier ja nicht rum und warten darauf, dass wir morgen wieder aufmachen können.“ Manche Kinobetreiber hätten vielleicht einen Urlaub geplant und einige seien gerade noch mit der Renovierung ihrer Häuser beschäftigt, als sie von dem unerwarteten Umstand überrascht wurden, plötzlich doch so schnell wieder öffnen zu dürfen. Außerdem findet sie: „Du kannst ja nicht innerhalb von zwei Wochen wieder aufmachen.“ Man müsse erst ein Programm erstellen, zudem bräuchte es dazu die passenden Filme der Verleihe, und die wiederum brauchen einen gewissen Vorlauf, um diese angemessen bewerben zu können.
Etwa sechs Wochen bräuchte man, um die Kinobranche wieder auf Betriebswärme zu bekommen, so Christian Bräuer von der Yorck Kinogruppe, der auch Vorstandsvorsitzender der AG Kino ist. Deswegen habe seine Gilde genau wie alle anderen Kinobranchenverbände in Deutschland Mitte Mai beschlossen: am 1. Juli soll es bundesweit so richtig wieder losgehen. Und in Berlin halten sich alle Lichtspielhäuser an den Termin. Auch wenn sie das nun aufgrund der plötzlich so niedrigen Inzidenzen nicht müssten.
1. Juli, darauf arbeiten auch Arsenal und FSK als Termin für eine Wiedereröffnung hin. Verena von Stackelberg dagegen, Betreiberin des Wolf-Kinos in Neukölln, lässt sich von dem Datum nicht stressen. „Wegen den vorgezogenen Sommerferien wird im Juli kaum etwas los sein in unserer Nachbarschaft“, sagt sie, „wahrscheinlich würde es teurer werden, in dieser Zeit für zu wenig Publikum zu öffnen, als erst einmal weiter geschlossen zu bleiben.“
Außerdem sei sie gerade noch auf der Suche nach neuem Personal. Manche wollten nicht mehr unbedingt in Kinos arbeiten, sagt sie, weil sie in der Krise feststellen mussten, wie prekär der Job dort sein kann. Neue Leute müssten erst noch gefunden werden, aber sie sei da guter Dinge. Die Kinobetreiberin kann sich also erst einmal ganz entspannt Filme auf der Sommer-Berlinale anschauen.
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