Was für eine starke Frau. Langer schwarzer Mantel, darunter eine weiße Bluse – den Kragen hochgeschlossen –, die blonden Haare nach hinten gekämmt, sitzt Trine Dyrholm auf dem Podium der Pressekonferenz. Sie scheint etwas über den Dingen zu schweben. Leicht zurückhaltend wirkt sie – und doch glamourös. „Ich fühlte mich sicher in der Arbeit mit Regisseur Thomas Vinterberg.
Ich konnte auch in emotionale Szenen hineinspringen, ohne zu wissen, wie es nachher aussieht“, erzählt sie, als eine Journalisten wissen will, wie sie das mit den Tränen hinbekommen hat. In „Kollektivet“, dem neuen Film von Thomas Vinterberg, spielt Dyrholm die TV-Moderatorin Anna, die mit Mann und Tochter in einem geerbten Haus eine Kommune gründet. Als ihr Mann sich in eine Studentin verliebt, beginnt Annas Traum zu bröckeln.
Und wie Dyrholm diese Anna spielt! Mit vollem Körper- und Gefühlseinsatz. Selten kann man sich als Zuschauer derart mit einer Figur freuen – mit ihr zweifeln und mit ihr leiden. Kein Wunder, dass die 43-jährige Dyrholm eine der bekanntesten Schauspielerinnen Dänemarks ist. Mit 10 Jahren kam sie zum Theater, mit 14 wurde sie singender Kinderstar, seit Mitte der 1990er Jahre dreht sie Filme, wurde einer der Stars der dänischen Dogma-Filme. 2014 wurde sie in die Festivaljury der Berlinale berufen.
„Ich mag die Message des Films, dass man teilt, auch wenn alle verschieden sind“, sagt Dyrholm. Was sie nur andeutet, spricht Regisseur Vinterberg aus. „Ich schäme mich, Däne zu sein“, sagt er – und spielt damit auf Dänemarks derzeitige Abschottungspolitik gegenüber Flüchtlingen an. Als Vinterberg sagt, dass für ihn Frauen in erster Linie Individuen sind und nicht nur Frauen, streichelt Dyrholm ihm liebevoll über den Rücken.
Berlinale 2016
Der „Goldene Bär für den besten Film“ ging an „Fuocoammare“. Der Preis ist ist die höchste Auszeichnung der Internationalen Filmfestspiele in Berlin. „Fuocoammare“ hält das Leben der Menschen auf Lampedusa fest. Er wurde erstmals am 13. Februar im Wettbewerb der Berlinale gezeigt.
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Blitzlichtgewitter, ein selbstfahrendes Auto und jede Menge Stars – das war die Berlinale 2016. Am Sonntag geht sie zu Ende.
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Silberne Bären bekamen Majd Mastoura als „Bester Darsteller“ in „Inhebbek Hedi“ und Trine Dyrholm als „Beste Darstellerin“ in „Kollektivet“ (v.l.). Außerdem erhielt Danis Tanovic den „Silbernen Bären Großer Preis der Jury“ für seinen Film „Smrt u Sarajevu“. Der „Silberne Bär Alfred-Bauer-Preis“ ging an den Film „Hele Sa Hiwagang Hapis“ von Lav Diaz.
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Preisträgerin Mia Hansen-Love ist glücklich über ihren Silbernen Bären für die beste Regie von „L'avenir“. Auch Tomasz Wasilewski erhielt einen für das Beste Drehbuch von „United States of Love“. Auch Mark Lee Ping-Bing konnte sich glücklich schätzen: Er erhielt einen „Silbernen Bären für eine Herausragende Künstlerische Leistung“ in „Crosscurrent“.
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Kameramann Michael Ballhaus hat den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk bekommen. Sein Markenzeichen: 360-Grad-Kamerafahrten. Bei der Preisverleihung wurde auch „Gangs of New York“ mit Leonardo DiCaprio und Cameron Diaz gezeigt.
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Meryl Streep erhielt 2012 auch einen Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk. Die dreifache Oscar-Gewinnerin war in diesem Jahr die Präsidentin der internationalen Jury. Diese verleiht den Goldenen und den Silbernen Bären der Berlinale. Die US-Schauspielerin ist derzeit im Film „Suffragette“ zu sehen.
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Nur durch seine bloße Anwesenheit stach George Clooney bei der Eröffnung der Berlinale am 11. Februar hervor. Selfies mit Fans zu machen gehört zur Berlinale einfach dazu. Clooney spielt die Hauptrolle im Film „Hail, Caesar!“ und zeigte sich mit seiner Frau Amal Alamuddin auf dem Roten Teppich. Am 12. Februar sprach er mit Kanzlerin Angela Merkel über die Flüchtlingskrise.
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In „Hail, Caesar!“ mimt George Clooney den Hollywoodstar Baird Whitlock. Der Film von den Coen-Brüdern entführt den Zuschauer in eines der großen Filmstudios im Hollywood der frühen Fünfzigerjahre. 2011 eröffneten die Coens bereits mit „True Grit“ die Berlinale. „Hail, Caesar!“ ist seit dem 18. Februar in den deutschen Kinos zu sehen.
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Der deutsche Filmstar Daniel Brühl erregte ebenfalls Aufsehen, als er zur Eröffnungsgala der Berlinale in einem selbstfahrenden Auto erschien. Zudem spielt er im Berlinale-Film „Alone in Berlin“ einen Kommissar, der die Herkunft von Anti-Hitler Postkarten aufdecken soll. Mit Emma Watson ist Brühl abseits der Berlinale auch im Kinofilm „Colonia Dignidad“ zu sehen.
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Der Künstler Ai Weiwei hat am 13. Februar das Berliner Konzerthaus mit Rettungswesten von der griechischen Insel Lesbos einkleiden lassen. Damit will er auf die Flüchtlinge, die auf ihrer Flucht nach Europa ertrunken sind, aufmerksam machen. Ai Weiwei ist Ehrenpräsident des „Cinema for Peace“, das zeitgleich zur Berlinale stattfand.
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Der einzige deutsche Film im Wettbewerb heißt „24 Wochen“. Was macht ein Paar, bei dessen ungeborenem Kind Trisomie 21 diagnostiziert wird?
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Außerdem war im Wettbewerb: der Film „Chang Jiang Tu“. Kapitän Gao Chun fährt mit seinem Frachter auf dem chinesischen Jangtse flussaufwärts. Er soll die Seele seines verstorbenen Vaters befreien und ist gleichzeitig auf der Suche nach der großen Liebe. Der Film ist am 21. Februar im Haus der Berliner Festspiele zu sehen.
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Johnny Oritz ist erst 19 Jahre alt und hat bereits seine erste Hauptrolle im Film „Soy Nero“, der im Wettbewerb gezeigt wurde. Darin verkörpert er den mexikanischen Jungen Nero, der US-Bürger werden will. Oritz hat eine besondere Verbindung zum Thema: Seine Familie ist auch in die USA migriert.
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Der Schauspieler Gérard Depardieu bewarb am Freitag „Saint Amour“. Der Film gewann keinen Bären, er lief außer Konkurrenz.
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„Ich spiele eine toughe Frau, die zum Opfer ihrer eigenen Ideale wird. Das kann auch jüngeren Frauen passieren“, sagt sie diplomatisch auf die Frage, ob sich der Film vor allem um die Verbitterung alternder Frauen dreht.
Dyrholm selbst wird mit den Jahren jedenfalls immer besser. Für ihre Rolle in „Kollektivet“ möge man sie mit Preisen überschütten. Bleibt nur noch eine Frage: Wieso wurde sie – bis auf die deutsche Ausnahmen „Who Am I“ und „3096 Tage“ – noch immer nicht international besetzt?
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