Berlin verteilt kein Schulobst: Der Apfel kostet weiter extra
Die Bundesländer sponsern mit Hilfe der EU Obst für Schulkinder. Das Land Berlin macht aber nicht mit, weil es hohe Kosten fürchtet und bereits Mittagessen verteilt.
Die EU streckt die Hand aus und bietet den Schulkindern der Mitgliedsländer kostenlos Obst und Gemüse - doch Berlin hat dieses Angebot ausgeschlagen. "Wir befürchten erhebliche Mehrkosten und haben bereits ein Programm zur Schulverpflegung, da ist Obst und Gemüse dabei", sagte ein Sprecher des Bildungssenators Jürgen Zöllner (SPD) der taz. Am Freitag hat der Bundesrat entschieden, dass der Schulobst-Plan der EU in Deutschland in Kraft tritt: Die 6- bis 10-jährigen Schüler bekommen kostenlos Obst - wenn das jeweilige Land mitmacht. Die EU finanziert das Programm in Deutschland mit rund 20 Millionen Euro, die restlichen rund 18 Millionen sollen die Länder tragen. Neben Berlin winkt auch Niedersachsen aus Kostengründen ab: Hannover erwägt, die Eltern an den Kosten zu beteiligen.
So geschieht es bereits seit 2006 in der Hauptstadt. 140.000 Grundschüler können laut Senatssprecher für 40 Euro pro Monat Mittag essen. 17 Euro davon bezahle Berlin, 23 Euro die Eltern. Das koste das Land 1,85 Millionen Euro pro Jahr. "Wir sind nicht das böse Berlin, das nicht mitmacht", sagte der Sprecher. Bei dem Schulobst-Programm rechne der Senat mit Mehrkosten in Millionenhöhe, um die 400 Grundschulen logistisch zu versorgen.
Von dem Berliner Programm profitieren allerdings bislang nur die Grundschüler. Genau das kritisiert die CDU: "Die Schulspeisung gilt nur für die 12 Prozent Ganztagsschüler an den Grundschulen. Also bekommen fast 90 Prozent der Schüler, die bis zur sechsten Stunde in der Schule sitzen und lernen, kein Essen - und kein Obst", sagte eine Sprecherin der Fraktion im Abgeordnetenhaus.
Der Senat hält dies für eine Falschmeldung und schätzt, dass circa 100.000 der 140.000 Schüler das Programm in Anspruch nehmen. Die genaue Zahl werde in diesen Wochen von der Verwaltung berechnet. Durch das Konjunkturpaket II bekomme gerade außerdem jede Schule eine Mensa. Dass das Schulobst-Programm so kurz vor der Wahl komme, sei nicht überraschend: "Das ist vor allem ein Konjunkturprogramm für die regionalen Obstbauern in den Flächenländer", sagte Zöllners Sprecher.
Brandenburg ist übrigens dabei. 450.000 Euro pro Schuljahr würden bereitgestellt werden, sagte der zuständige Referent im Potsdamer Agrarministerium. Das sei dem Land das Programm wert, weil es "die Kinder zu einem Umdenken in der Ernährung bringe". Laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium kostet es rund 40 Euro pro Jahr, wenn ein Schulkind täglich eine Portion Schulobst bekommt.
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