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Berlin nach „Xavier“Der Weg zur Arbeit: ein Hindernislauf

Viele S-Bahnen fallen aus, der Zugverkehr läuft noch nicht richtig an. Immerhin: die BVG ist unterwegs. Zoo und Tierpark bleiben geschlossen.

Stilleben in Berlin nach „Xavier“ Foto: dpa

Berlin (dpa, taz) | Mit langen Wartezeiten, Verspätungen und Zugausfällen müssen Reisende und Berufspendler am Freitagmorgen infolge des Sturmtiefs „Xavier“ rechnen. Wer auf den Regionalverkehr angewiesen ist, solle besser auf andere Verkehrsmittel umsteigen, sagte ein Sprecher der Bahn. „Das ganze Netz in der Region ist massiv eingeschränkt. Wir haben zahlreiche Bäume auf den Gleisen, beschädigte Oberleitungen und abgeknickte Fahrmasten.“ Die Reparaturen würden voraussichtlich den ganzen Tag dauern.

Nach einer Online-Information der S-Bahn Berlin fahren auf fast allen S-Bahn-Strecken zumindest in Teilen Bahnen. Nur die Ringbahn S41/42 sowie die S85, die sonst zwischen Berlin-Waidmannslust und Berlin-Grünau verkehrte, fallen komplett aus.

Fahrgäste sollen sich der Bahn zufolge über die Webseite des Unternehmens informieren, ob ihre Verbindungen fahren. Für Fernzüge von und nach Berlin sieht es am Freitagmorgen nicht gut aus: Etliche Züge fallen aus. Für Gestrandete richtete die Bahn an den Bahnhöfen Spandau und Hauptbahnhof Hotelzüge zum Übernachten ein.

Am Freitagmorgen bildeten sich am Berliner Hauptbahnhof lange Schlangen vor den Schaltern. Die Stimmung war dennoch entspannt. Einige Wartende überlegten, auf Mietwagen umzusteigen.

Auf den Straßen lagen zum Teil noch bis zu fünf Meter lange Äste und Bäume, „Das werden wir Stück für Stück abarbeiten, was aber noch den ganzen Tag dauern kann“, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr. Es herrsche immer noch Ausnahmezustand. Das Auto stehen lassen müsse man aber nicht: „Einfach vorsichtig fahren“, empfahl der Sprecher. Seit Donnerstagnachmittag bis Freitagmorgen um 6 Uhr seien 1.625 sturmbedingte Notrufe bei der Feuerwehr eingegangen, hieß es.

Hier heißt es Warten: „Reisende“ auf dem Hauptbahnhof am Freitagmorgen Foto: dpa

Bereits in der Nacht zu Freitag hatte ein Sprecher der Bahn darauf hingewiesen, dass sich die Einstellung des Verkehrs im Norden und Nordosten Deutschlands am Donnerstag auf das bundesweite Netz der Bahn auswirken könne. „Strecken, auf denen wir am Abend nicht mehr gefahren sind, werden wir auch am Morgen gar nicht oder nur sehr eingeschränkt befahren können“, sagte der Sprecher.

Die Bahn hatte am Donnerstag wegen des Sturms den Zugverkehr in mehreren Regionen eingestellt. Besonders betroffen waren neben Berlin und Brandenburg noch Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. In der Nacht zu Freitag schloss der Sprecher nicht aus, dass es auch am Wochenende noch Auswirkungen auf den Verkehr gebe. Die Bahn habe die ganze Nacht ihre Strecken überprüft. Auf manchen Abschnitten sei dies aber ohne Tageslicht nicht oder nur schlecht möglich.

Der Sturm legte am Donnerstag nicht nur den Fernverkehr lahm. Für mehrere Stunden brachen große Teile des öffentlichen Nahverkehrs und des Straßenverkehrs zusammen. Noch fahrende U-Bahnen waren hoffnungslos überfüllt. Am Berliner Hauptbahnhof war die Lage chaotisch. Hunderte standen am Abend im Eingangsbereich herum, viele waren auf der Suche nach einer Unterkunft für die Nacht. Zum Abend lief immerhin der Großteil des U-Bahn-, Straßenbahn- und Busverkehrs wieder an.

Das Sturmtief hatte am Donnerstag mindestens sieben Menschen in Deutschland das Leben gekostet. Eine Frau starb in Berlin-Tegel, als ein Baum in der Straße Schwarzer Weg nahe dem Tegeler See auf ein Auto stürzte, in dem die Frau saß. Zwei Frauen, die sich ebenfalls in dem Fahrzeug befanden, wurden verletzt. Weitere Unfälle mit Verletzten gab es in Köpenick und in Plänterwald in Treptow. Auch dort kippten Bäume auf Autos. In Brandenburg starben vier Menschen.

Auch riesige Bäume riss „Xavier“ um Foto: dpa

Zoo und Tierpark bleiben an diesem Freitag wegen Sturmschäden und der damit verbundenen Aufräumarbeiten geschlossen.

Auf den Flughäfen gab es zeitweise nur eingeschränkten Betrieb, weil die Abfertigung eingestellt wurde. Passagiere mussten in gelandeten Flugzeugen warten.

Die Stadtautobahn A 100 wurde an der Auffahrt Spandauer Damm wegen eines umgestürzten Baumes teilweise gesperrt. Auch auf anderen Straßen, wie dem Ku'damm, fielen Bäume um. Auf der Rudolf-Wissell-Brücke in Charlottenburg wurde ein Transporter von einer Sturmböe erfasst und kippte um.

Die heftigen Sturmböen warfen in der Innenstadt auch geparkte Motorräder und Fahrräder um und schleuderten Blumenkästen von den Balkonen. Wegen des Unwetters blieb auch die Internationale Gartenausstellung (IGA) in Marzahn geschlossen.

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