Berlin gegen Cottbus: Nicht mal ein Elfer half

0:0 endet das Derby zwischen Hertha BSC und Schlusslicht Energie Cottbus. Am Ende verschoss der Marko Pantelic sogar einen Strafstoß. Hertha-Manager Dieter verspricht Verbesserung.

Nach dem Elfer: Marko Pantelic. Bild: dpa

Eines hatte dieses öde Spiel keinesfalls verdient: einen Gewinner. Und doch hätte es beinahe einen gegeben. In der 90. Minute zeigte Schiedsrichter Markus Schmidt nach einem Zweikampf zwischen dem Cottbusser Christian Bassila und dem Berliner Josip Simunic entschlossen auf den Elfmeterpunkt. Warum? Weder die Spieler noch die Trainer beider Mannschaften konnten nach dem Ende der Partie erklären, was der Schiedsrichter gesehen haben wollte.

Ergebnis: 0:0 (0:0)

Hertha BSC: Drobny - Friedrich, von Bergen, Simunic, Fathi - Chahed (46. Ebert), Dardai (46. Grahn), Mineiro, Gilberto - Pantelic, Lima (64. Okoronkwo)

Energie Cottbus: Piplica - da Silva, Mitreski, Kukielka, Cvitanovic - Bassila - Angelow, Skela, Rost - Sörensen (71. Rivic), Rangelow (90.+2 Ziebig)

Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart) - Zuschauer: 48.719

Besonderes: Pantelic (Hertha BSC) verschießt Foulelfmeter (90.)

Gelbe Karten: Gilberto (1) / Bassila (2), Mitreski (2), Rost (3), Rangelow (2)

Aber selbst der Unparteiische kam mit seinem Pfiff gegen die Ereignisleere dieses Nachmittags nicht an. Es war nichts, und es wurde auch nichts daraus. Unter diesem Fluch standen sämtliche Versuche aller Akteure, etwas Bleibendes zu bewirken. So donnerte Marko Pantelic den Ball vom Strafstoßpunkt an die Latte. Es fielen bis zum Schlusspfiff keine Tore mehr.

Auch Hertha-Manager Dieter Hoeneß konnte auf der Suche nach Bemerkenswertem nicht behilflich sein. "Es war rundherum nichts", kommentierte er die geschlossene Mannschaftsleistung der Hertha-Profis. Für die Cottbuser galt jedoch das Gleiche. Fußballerischer Nihilismus kennzeichnete das Berlin-Brandenburg-Derby. Aufgrund der wirren und nie zu Ende geführten Aktionen auf dem Rasen blieb den knapp 49.000 Zuschauern der Sinn des Spiels im Wesentlichen verborgen.

Bei den bescheidenen Cottbussern freute man sich allerdings sehr darüber, dass eben nichts passiert war. Ein Tor in der Fremde ist dem Tabellenletzten in dieser Saison sowieso noch nie gelungen. Dass man jedoch keines zuließ, stimmte die Verantwortlichen zuversichtlich. Der neue Trainer Bojan Prasnikar sprach von "einem wichtigen Schritt". Sein Team hätte defensiv im Vergleich zur Premiere vor einer Woche gegen Frankfurt viel besser gestanden. Er räumte aber ein, dass man im Spiel nach vorne zumeist harmlos blieb.

Doch wegen des Punktgewinns grämten sich die Cottbuser nicht allzu sehr darüber. Insbesondere Manager Steffen Heidrich war erleichtert. Er lobte die aggressive Abwehrarbeit. Das Team habe sehr schnell die neuen taktischen Vorstellungen des Trainers umgesetzt. "Forechecking haben wir doch noch nie gespielt", behauptete er - auch eine Möglichkeit zu sagen, dass die Entlassung von Coach Petrik Sander entgegen der landläufigen Meinung in Brandenburg richtig war.

Aber kratzbürstiges Verteidigen ist eigentlich schon seit jeher eine Cottbusser Spezialität. So erinnerte Hertha-Trainer Lucien Favre daran, dass prominente Vereine wie Leverkusen zu Beginn der Saison den Brandenburger Abwehrwall ebenfalls nicht überwinden konnten. "Gegen diese Mannschaft ist nicht leicht zu spielen", sagte Favre. Insofern betreibt Prasnikar auch nur Traditionspflege.

Erleichternd kam gewiss hinzu, dass die Berliner ihre Angriffe mit der Behäbigkeit eines Beamtenapparats vortrugen. "Wir bewegen uns zu wenig und zu langsam. Das ist unser Problem", beklagte Favre. Und Malik Fathi untertrieb noch mit seiner Feststellung: "Der ballführende Mann hatte zu wenig Optionen." Die meisten wären schon um eine Anspielstation froh gewesen. Denn gerade in der ersten Halbzeit landete der Ball aus Mangel an Alternativen meistens bei den Gegenspielern.

Lucio war der einzige Hertha-Spieler, der im Olympiastadion gefeiert wurde. Nach seiner schweren Knieverletzung nahm er unter dem Jubel der Anhänger auf der Tribüne Platz. Mit seinem Fehlen wollte Favre das trostlose Unentschieden aber nicht entschuldigen. Damit würde man sicher auch die persönliche Bedeutung von Lucio für das Team überschätzen. Allerdings beeinträchtigen die dadurch entstandenen Rochaden in der Mannschaftsaufstellung das kreative Potenzial von Hertha. Gilberto musste nämlich Lucio auf der linken Seite vertreten und wurde deshalb als Spielgestalter in der Zentrale schmerzlichst vermisst.

Es wird sich erweisen, ob Hertha damit künftig ein strukturelles Problem erwachsen ist oder ob Favre noch einen passablen Ersatz für Lucio im Kader findet, damit Gilberto wieder ins Mittelfeld rücken kann. Hoeneß versprach zumindest: "So eine schlechte Leistung wie in der ersten Halbzeit werden Sie von Hertha nicht mehr oft sehen."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.