Berlin blüht wieder auf: Hanffans glücklich
Die Hanflobby lebt: Am Brandenburger Tor startet der Hanftag, in Treptow gedeiht ein legales Hanffeld.
Die Hanflobby regt sich wieder: Am Samstag ist Hanftag, das erste öffentliche Cannabisfeld auf städtischem Boden gedeiht, und auch die Hanfparade wird Ende August wieder auferstehen.
Und das, obwohl der Druck aus Behörden und Gesellschaft auf Hanffreunde wächst. Schnelltests überführen Konsumenten trotz wochenlang zurückliegenden Rauschs. Gerüchte um angeblich genverändertes Cannabis lassen den Widerstand in der Bevölkerung nach Jahren der Entspannung wieder wachsen. Mehr als 140.000 Menschen wurden letztes Jahr in Deutschland wegen Hanf verurteilt, alle vier Minuten einer.
Um der Verfolgung Widerstand zu leisten, organisierte Aktivist Steffen Geyer viele Jahre lang die Hanfparade. Bis zu 100.000 Teilnehmer wehrten sich zu Spitzenzeiten bunt und kreativ gegen das Verbot ihrer Lieblingsdroge. Doch die Teilnehmerzahlen der Parade sanken in den letzten Jahren stetig.
2006 legte der finanziell in Bedrängnis geratene Trägerverein sein letztes Geld auf den Tisch, um den Platz vor dem Brandenburger Tor mit Nutzhanf zu dekorieren. Der Verkauf von Patenschaften für die Pflanzen sollte den Verein sanieren. Doch trotz vorheriger Absprachen konfiszierte die Polizei das "Kapital" der Organisatoren. Ein Gericht verurteilte den Wortbruch später, aber die Hanfparade war insolvent.
Ein loses Bündnis finanzierte die Nachfolgeveranstaltungen aus privaten Mitteln. Nur wenige Demonstranten fanden zusammen. Und "je kleiner die Parade wurde, desto härter griff die Polizei durch", sagt Steffen Geyer. Aber der Verfolgungsdruck sei durchaus nützlich: "Mehr Repression bedeutet mehr Widerstand", behauptet der Aktivist. Deshalb gibt es diesen Sommer gleich zwei Legalisierungsdemonstrationen.
Die erste, der Hanftag, startet am Samstag. Mit europaweiter Unterstützung wird Berlins Demonstration zum "Global Marihuana March" auf die Straße gebracht. Dieser Festtag der Legalisierungsbewegung wird in über 300 Städten weltweit begangen. Reden werden unter anderem Monika Knoche, drogenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, und der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele.
Am Sonntag wird dann die Eröffnung des ersten legalen Berliner Hanffelds gefeiert. In der ältesten Baumschule Deutschlands gibt es vier Hektar Cannabis zu bestaunen. Für das dort geplante Hanflabyrinth sind die Pflanzen zwar noch zu niedrig, aber zumindest sind so die Infotafeln über die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der Kulturpflanze, die Zelte und der Kinderspielplatz leicht zu finden.
Auch für die Hanfparade im August, nach wie vor Steffen Geyers Lieblingsprojekt, gibt es wieder Sponsoren. "In Krisenzeiten werden Drogen und deren Zubehör vermehrt gekauft. Insofern haben die Firmen der Hanfbranche auch keine Probleme, uns zu unterstützen", so der umtriebige Aktivist.
MARTIN SCHWARZBECK
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