piwik no script img

Berlin Travel Festival zur ITB-Zeit 2018Die Messe bekommt Nachwuchs

Das Berlin Travel Festival wird gleichzeitig mit der internationalen Tourismusbörse in Berlin stattfinden. Dort geht es vor allem um Start-ups.

Die Millennials kommen Foto: imago/allOver-MEV

Mit einem leisen Zischen pumpt sich der knallrote Ballon an Jörg Suermanns Handgelenk in wenigen Sekunden auf. Der Marketing-Mann des Berlin Travel Festivals auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin führt eines der Gadgets vor, das der Hersteller auf dem Festival präsentieren wird: einen Airbag für Surfer. Verliert ein Wellenreiter unter Wasser die Orien­tierung, drückt er auf einen Knopf an seinem Handgelenk. Die Gaskartusche im Armband füllt den Ballon des Rettungsgeräts mit Luft, so dass der Gestürzte an die Oberfläche treibt.

Finanziert wurde die Entwicklung des kleinen Helfers, wie viele andere neue Produkte für junge Reisende, auf einer Crowdfunding-Plattform. Dort stellen Tüftler, Visionäre und Unternehmensgründer ihre Ideen online vor. Wer mag, beteiligt sich als Crowd-Investor mit einer beliebigen Summe und bekommt einen Anteil am Ertrag, wenn das Geschäft Gewinn abgeworfen hat.

Sharing Economy heißt das Schlagwort, das auch die Tourismuswirtschaft verändert. AirBnB verdient Millionen, indem es Reisenden private Unterkünfte vermittelt, Uber und andere Apps erleichtern die gemeinsame Nutzung von Autos, zahlreiche Plattformen wie hrs oder booking.com vermitteln Flüge, Hotelzimmer und komplette Reisen. Traveller, wie sich moderne Touristen nennen, knüpfen im Netz Kontakte, bieten sich über couchsurfing.org gegenseitig ihre Sofas zum Übernachten an, buchen überwiegend online und reagieren viel spontaner auf neue Angebote, als traditionelle Urlauber.

„Der Begriff Tourismus passt nicht mehr ins 21. Jahrhundert“, schließt Harry Gatter aus den Veränderungen, die die Branche erlebt. Das scheint auch die Messe Berlin erkannt zu haben. „Von den Ideen des Berlin Travel Festivals können wir lernen“, sagt ITB-Sprecherin Julia Wegener.

Das Festival will am zweiten Märzwochenende 2018 in der Arena am Schlesischen Tor auf 6.500 Quadratmetern eine Mischung aus Happening, Food and Drink Tasting, also Verköstigung, Reisemesse, Party, Vortragsprogramm und Produktpräsentationen bieten. Eingeladen seien: „Dreammaker, Escape Seaker, Culture Shifter und Adventure Collectors, frei übersetzt: Traumgestalter, (Teilzeit-)Aussteiger, Wandelnde zwischen den Kulturen und Abenteuersammler.

Eine wachsende Ökonomie

Was so wolkig klingt, ist längst ein wachsender Wirtschaftszweig: Hostels werden zu stylishen Erlebnisräumen, die sich auf digitale Nomaden einrichten: Gemütliche Arbeitsräume und Chill-Lounges mit W-LAN, in denen junge Leute mit Ihren Laptops auf Sitzsäcken arbeiten, sich dazu frisches Obst aus einer Schale holen. All das ist zum Standard geworden, den die Millennials erwarten.

Flashpacker nennt Festivalvermarkter Suermann die jungen Leute, die kaum noch zwischen Arbeit und Urlaub trennen. Man ist im Digital Lifestyle unterwegs, arbeitet am neuesten Projekt in der Hostel-Lounge oder im Café. Ob in Bielefeld, im belgischen 100.000-Einwohner-Städtchen Mons, in Málaga oder sonst wo auf der Welt: Auch in Klein- und Mittelstädten eröffnen weltweit Co-Working-Spaces, in denen sich reisende Kreative einen Arbeitsplatz mit der dazugehörigen Infrastruktur mieten.

Ständig entwickeln sich im Netz neue Formen des Reisens. Nach Beispielen gefragt, erzählt Suer­mann gern von den beiden jungen Männern, die sich per Dating-App Tinder durch halb Europa geschnorrt haben. Sie verabredeten sich übers Internet mit Frauen und erzählten ihnen, dass sie leider ohne Geld hier gestrandet seien. So fanden sie zumindest für eine Nacht eine Bleibe.

So scheint es kein Wunder, dass die Macher des Berlin Travel Festivals auf ihre Idee ein „gigantisches Feedback“ erhalten haben. „Nachhaltig“ sollen die Angebote sein. So verwendet die Happening-Messe ein modulares Ausstellungssystem des Kofferherstellers Rimova, das jederzeit abgebaut und woanders wieder aufgestellt werden kann. Ganz so wie die Besucher.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!