Bericht über die Balkan-Route: Geflüchtete willkürlich misshandelt
Ein gemeinsamer Bericht dreier Organisationen legt jetzt offen: Auf der Balkan-Route sind Flüchtlinge oft systematischer Gewalt und Brutalität ausgesetzt.
Für den Bericht wurden den Angaben zufolge 140 Flüchtlinge befragt, die in Serbien und Mazedonien gestrandet sind. Alle hätten von Misshandlungen auch von Polizisten in EU-Ländern berichtet. So seien in Ungarn Geflüchtete gezwungen worden, sich nackt auszuziehen und in den Schnee zu setzen, während Polizisten kaltes Wasser über sie gossen. In Bulgarien hätten Polizisten eine Gruppe von Menschen durchsucht, ihnen alle Wertsachen und ihre Schuhe abgenommen und sie zurück über die Grenze gebracht.
Ein aus Afghanistan stammender Mann habe berichtet, gemeinsam mit anderen Asylsuchenden von der bulgarischen Polizei drei Tage ohne Essen in einer käfigartigen Zelle eingesperrt und mit Elektroschocks misshandelt worden zu sein. Grenzpolizisten in Kroatien wiederum hätten Migranten gezwungen, ihre Kleidung und Schuhe auszuziehen und über die Grenze zurück nach Serbien zu laufen. Dabei hätten die Polizisten die Menschen mit Knüppeln geschlagen.
Dazu kämen zahlreiche Fälle illegaler Abschiebungen, beklagen die Menschenrechtsorganisationen. Dabei werde den Menschen eine individuelle Prüfung ihres Falls verwehrt, ebenso der Zugang zu einem Anwalt sowie die Möglichkeit, gegen die Maßnahme rechtlich vorzugehen. So habe die Polizei in Serbien einer Gruppe von Migranten, darunter ein zweijähriges Kind, zugesichert, sie in eine Erstaufnahmeeinrichtung zu bringen.
Stattdessen hätten sie die Menschen mitten in der Nacht bei Minusgraden in einem Waldstück an der Grenze zu Bulgarien ausgesetzt.
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