piwik no script img

Bericht über Verbrechen im Tschad„Ebene der Toten“

Über 12.000 Menschen starben unter der Herrschaft des früheren tschadischen Präsidenten Hissène Habré. Human Rights Watch rekonstruiert das Grauen in einem Bericht.

Tschads Bürger leben jetzt friedlicher als zu Zeiten Hissène Habrés. Bild: dpa

LIBREVILLE afp | Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat auf 700 Seiten dokumentiert, in welcher Weise der frühere tschadische Präsident Hissène Habré in den 1980er Jahren die Menschenrechte seiner Landsleute verletzt hat.

In dem am Dienstag veröffentlichten Bericht „Ebene der Toten“ werden 12.321 Opfer der Menschenrechtsverletzungen aufgelistet, von denen 1208 unter der Herrschaft Habrés in Haft ums Leben kamen oder getötet wurden.

1265 Mitteilungen über 898 Gefangene, die direkt an Habré gegangen seien, ließen sich aus den Dokumenten rekonstruieren, wie der HRW-Bericht zeigt. Der Bericht stützt sich neben den Dokumenten auf Aussagen von mehreren hundert Opfern, Zeugen sowie ehemaligen Verantwortlichen und ist das Ergebnis einer 13-jährigen Recherche.

Der heute 71-Jährige stand acht Jahre an der Spitze des Staates im Zentrum Afrikas. 1990 wurde er von dem noch heute amtierenden Präsidenten Idriss Deby Itno gestürzt. Habré wurde Ende Juni im Exil im westafrikanischen Senegal festgenommen.

Er soll sich vor einem Sondergericht in Dakar verantworten. Das Sondertribunal hatte im Februar seine Arbeit aufgenommen, nachdem der Senegal und die Afrikanische Union die Einrichtung des Gerichts im Sommer 2012 vereinbart hatten.

Während Habrés Herrschaft sollen im Tschad insgesamt etwa 40.000 politische Gegner gefoltert und ermordet worden sein. Belgien hatte 2005 einen internationalen Haftbefehl erlassen, nachdem ein Belgier tschadischer Herkunft geklagt hatte. Der Senegal lehnte eine Auslieferung jedoch mehrfach ab.

2009 leitete Belgien ein Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag ein. Dieser entschied im Juli 2012, dass Habré im Senegal vor Gericht gestellt oder ausgeliefert werden müsse.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!