Bericht über Hamas-Papier: Ein Dokument, viele Fragen
Die „Bild“-Zeitung berichtete über ein „geheimes Kriegspapier“ des Hamas-Chefs, in Israel löste das eine Debatte aus. Was ist wirklich bekannt?
„Zum Schaudern! Das plant der Hamas-Chef mit den Geiseln: Jetzt wird das geheime Kriegspapier des Terror-Bosses enthüllt“ – so titelte die Bild am 6. September.
Die Zeitung berichtete über ein „bislang unbekanntes Dokument des militärischen Geheimdienstes der Hamas“, das ihr exklusiv vorliege. Darin sollen nach Bild-Angaben mehrere Punkte aufgelistet sein, die Mitglieder der Hamas bei den Verhandlungen über einen Geisel- und Waffenruhedeal beachten sollten.
Dazu zählt etwa, die Geiselangehörigen weiter „unter psychologischen Druck“ zu setzen. Auch ein Hinauszögern der Verhandlungen gehört laut der Bild zur Strategie der Hamas. Die so beschriebene Strategie ähnelt dabei den Vorwürfen, die Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seit Monaten an die Hamas richtet.
Die israelischen Streitkräfte (IDF) reagierten sogleich: Das Dokument enthalte „keine neuen Informationen“. Es sei vor fünf Monaten gefunden worden und von einem Mid-level-Hamas-Mitglied verfasst worden. Damit widerspricht das Militär dem Bericht der Bild nur bedingt. Die schreibt zwar, das Dokument habe Hamas-Chef Jahja Sinwar persönlich abgesegnet, aber nicht, dass er auch der Verfasser wäre.
Die israelische Zeitung Jerusalem Post berichtet wiederum, dass das Dokument gar keine Passagen zum Interesse der Hamas an einem Deal enthalte. Das israelische Medium Ynet zitiert ein IDF-Mitglied: Es sei dem israelischen Militär und den Geheimdiensten nicht erlaubt, die eigene Bevölkerung zu manipulieren, etwa durch die unerlaubte Weitergabe eines in Gaza gefundenen Dokuments.
Das Militär gab bekannt, dem Leak jetzt auf den Grund gehen zu wollen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier