Bericht der UNO: Konsum von Designerdrogen steigt
Wo Kokain an Beliebtheit verliert, sind Designerdrogen auf dem Vormarsch und umgekehrt. Die UNO fordert schärfere Kontrollen gegenüber Korruption.
WIEN taz | Die Produktion und der Konsum illegaler Drogen sind weltweit insgesamt stabil. Erfolge bei der Bekämpfung von Coca-Plantagen in Kolumbien werden durch zusätzliche Anbauflächen in Peru und Bolivien kompensiert. Die Verringerung der Schlafmohnkulturen in Afghanistan wird durch neue Opiumfelder im Goldenen Dreieck ausgeglichen. Wo Kokain an Beliebtheit verliert, sind Designerdrogen auf dem Vormarsch und umgekehrt. Der jüngste Bericht des Internationalen Drogenkontrollrates (ICNB) der UNO, Mittwoch in Wien und 24 weiteren Städten präsentiert, zieht eine nüchterne und ernüchternde Bilanz über das vergangene Jahr.
Ein besonderer Schwerpunkt gilt diesmal der drogenbedingten Korruption. "Nichts hat dermaßen negative Folgen für den Kampf gegen den Drogenhandel wie die erfolgreichen Versuche krimineller Organisationen, Amtspersonen einzuschüchtern und zu bestechen", sagt Ratspräsident Hamid Ghodse.
Der Bericht weist darauf hin, dass die enormen Profite aus dem Drogenmarkt die finanziellen Mittel staatlicher Institutionen oft übersteigen und daher die öffentliche Sicherheit bedrohen. Polizei, Militärs, Beamte und Richter werden in vielen Ländern bestochen und, wenn sie nicht spuren, bedroht. Der INCB empfiehlt den Regierungen Nulltoleranzpolitik gegenüber Korruption und mehr interne Kontrolle.
Kein umfassendes Rezept hat der Kontrollrat gegen die ausufernde Produktion von Designerdrogen. Als besonders gefährlich wird das erstmals 2007 aufgetauchte Mephedron betrachtet, das ähnlich wie Kokain und Ecstasy wirkt, aber schon mehrere Todesfälle provoziert hat.
Weit mehr Todesfälle, zwischen 28.000 und 32.000, hat der Drogenkrieg seit 2006 in Mexiko gefordert. Mehrere konkurrierende Kartelle, die vor allem den Markt in den USA beliefern, reagieren auf staatliche Gewalt mit noch mehr Gewalt. Dennoch sinkt in den Vereinigten Staaten die Nachfrage nach Kokain, während alle anderen Drogen Zuwächse verzeichnen.
Die größte Gefahr geht aber laut INCB vom Missbrauch verschreibungspflichtiger Medikamente aus. In Europa ersetzt Kokain zusehends die synthetischen Drogen Amphetamin und Ecstasy. Für Heroin ist Westeuropa der größte Markt. 60 Prozent des Konsums verteilt sich auf Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien. Herkunftsland ist fast ausschließlich Afghanistan. Obwohl das Scheitern der repressiven Drogenbekämpfung offensichtlich ist, hat der INCB keine neuen Rezepte anzubieten.
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