Belgische Helfer in Türkei: „Werden bald Operationen beginnen“

Belgische Rettungsorganisationen bauen in der türkischen Stadt Kırıkhan ein Krankenhaus auf. Dort wollen sie bis zu 200 Menschen am Tag versorgen.

Eine alte Frau beugt sich über einen qualmenden Kohleofen

Gefahr von Kohlenmonoxidvergiftungen: Eine Frau kocht in Kirikhan vor ihrem Zelt Foto: Boris Roessler/dpa

taz: Frau Leroy, wie ist das belgische Team in das türkische Erdbebengebiet gekommen?

Klara Leroy: Wir sind über den europäischen Katastrophenschutzmechanismus hier, weil es eine Anfrage aus der Türkei gab. Wir haben unsere Kapazitäten für die Einrichtung eines Krankenhauses angeboten und die Türkei hat angenommen. Zunächst einmal war es wichtig, dass wir dort sind, wo wir wirklich gebraucht werden. Wir sind mit einem Bewertungsteam nach Kırıkhan gekommen, um den Standort zu prüfen, dann mit einer Logistikgruppe, um mit dem Aufbau unseres Krankenhauses zu beginnen.

Ihr Zelt-Krankenhaus steht direkt unter dem städtischen Krankenhaus von Kırıkhan. Dieses sieht von außen nicht beschädigt aus. Warum arbeiten Sie nicht von dort aus?

Das Gebäude ist instabil, Teile davon können deswegen nicht genutzt werden. Sie nutzen den Eingang im ersten Stock als eine Art Notaufnahme, die aber nur über begrenzte Kapazitäten verfügt, außerdem gibt es dort eine Apotheke. Sie sagten, sie hätten eine Entbindungsstation, aber die ist derzeit nicht vollständig steril. Mit unserem EMT2 können wir einige der Patienten aus dem Kırıkhan-Krankenhaus übernehmen.

29, unterstützt die Team­leitung des belgischen Emergency Medical Team in Kırıkhan.

Was ist das, ein EMT2?

Die Weltgesundheitsorga­ni­sa­­tion hat Richtlinien für me­dizinische Rettungsteams auf­gestellt. Als Typ-2-Einheit haben wir Kapazitäten für 20 stationäre Patienten, einen Operationssaal und eine Notfall- und Ambulanzstation für 100 bis 200 Menschen. ­Darüber hinaus haben wir gynäkologische und kinderärztliche Kapazitäten. Es ist ein kleines Krankenhaus.

Wie viele Ärzte werden das Krankenhaus leiten?

Wir haben 2 Chirurgen, 6 bis 7 Ärzte, einen Gynäkologen und 2 Kinderärzte. Beim Aufbau des Krankenhauses sind 80 bis 100 Mitarbeiter der belgischen Nothilfeorganisation B-Fast sowie Dolmetscher im Einsatz.

Welche Hauptsymptome erwarten Sie bei den Patienten?

Anderthalb Wochen nach dem Erdbeben wird es weniger Patienten geben, die direkt mit Verletzungen von dem Beben zu uns kommen. Vielleicht wird es noch einige infizierte Wunden geben, die vom Erdbeben verursacht wurden. Ansonsten wird es mehr Krankheiten geben, die darauf zurückzuführen sind, dass die Menschen hier derzeit kein Gesundheitssystem haben: Patienten mit chronischen Krankheiten, die keinen Zugang zu Medikamenten haben, oder vielleicht Kohlen­monoxidvergiftungen von Menschen, die in Zelten leben und mit Holz heizen.

Wie groß ist Ihre Infrastruktur hier in Kırıkhan?

Wir haben 14 Krankenhauszelte, dazu kommen Zelte für den Schlafbereich unseres Personals, Duschen und so weiter.

Wann wollen Sie den Betrieb aufnehmen?

Wir werden in verschiedenen Phasen vorgehen, aber wir planen, in den kommenden Tagen mit Operationen zu beginnen. Die medizinische Ausrüstung trifft am Mittwoch ein.

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