Belästigung von Frauen in Kiel: Ungefragt gefilmt und fotografiert
Im Sophienhof wurden drei Mädchen von rund 30 jungen Männern belästigt. Die Polizei nahm vier Täter fest und erstattete Strafanzeige.
Zunächst fünf Männer hatten die drei Mädchen ungefragt gefilmt und fotografiert. Danach hätten sie nach aktueller Polizeieinschätzung das Filmmaterial über soziale Netzwerke verbreitet. So ließe sich erklären, dass sich die Gruppe schnell auf etwa 30 Personen vergrößert habe.
Nach den Berichten über die Belästigung der jungen Frauen meldeten sich weitere Frauen bei der Polizei, die über ähnliche Vorfälle berichteten. Einzelheiten zu ihrer Anzahl und ihren konkreten Vorwürfen wollte die Polizei noch nicht bekanntgeben – alles müsse noch genauer geprüft werden. Dass sich viele Opfer nicht gleich an die Polizei wenden, sei „typisch für diese Art von schamgeprägten Delikten“, erklärt Pohl.
Schleswig-Holsteins Innenminister Stefan Studt (SPD) verurteilte die Belästigung. „Der Vorfall ist nicht hinnehmbar“, sagte der Politiker. Es sei „eine wahnsinnige Belastung für die Mädchen“, denen „sein ganzes Bedauern gelte“. Die Polizei aber habe gut und richtig reagiert.
Alles richtig gemacht
Vier Männer wurden nach den Vorfällen vorläufig festgenommen. Die beiden Hauptverdächtigen stammen aus Afghanistan und wohnen in Kiel. Der 19- und der 26-Jährige hätten bei ihrer Festnahme Widerstand geleistet, Beamte attackiert und bespuckt. Gegen die festgenommenen Männer seien Strafanzeigen gestellt worden. Alle leben seit längerer Zeit in Deutschland und haben einen festen Wohnsitz. Deshalb wurden sie wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die Männer, die später dazu kamen, sind der Polizei unbekannt, die deshalb eine Ermittlungsgruppe eingerichtet hat. Diese wertet derzeit Videoaufnahmen und Daten von sichergestellten Handys aus. Laut Pohl haben die drei Mädchen „alles richtig gemacht“. Sie riefen um Hilfe. Passanten hielten die Männer fest und alarmierten den Sicherheitsdienst.
In den kommenden Wochen will die Polizei im Sophienhof mit Beamten verstärkt Präsenz zeigen. Pohl: „Wir wollen, dass sich jede Frau und jeder Mann im Sophienhof sicher fühlen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Die Wahrheit
Glückliches Jahr