Bekämpfung von Schäden durch Klimawandel: Pionier des Katastrophenschutzes
Deutschland und Pakistan haben auf der COP27 eine engere Zusammenarbeit vereinbart. Das Land könnte Wegbereiter zur Förderung von Klimaresilienz sein.
![Ein Mann zieht auf einem Floß Säcke mit Korn durch die Flut Ein Mann zieht auf einem Floß Säcke mit Korn durch die Flut](https://taz.de/picture/5926851/14/31540045-1.jpeg)
Den neuen Fonds möchte Rehman ausdrücklich nicht als „Wohltätigkeit“ gegenüber Entwicklungs- und Schwellenländern bezeichnen. Denn: „Es ist eine Abschlagszahlung auf unsere gemeinsame Zukunft, […] auf die Klimagerechtigkeit“, sagte sie im Namen der G77 und Chinas auf der Abschlussplenarsitzung der COP27.
Fast drei Jahrzehnte dauerte die Einrichtung dieses Topfes. Details werden noch ausgearbeitet. Aber allein die Ankündigung gebe weltweit gefährdeten Gemeinschaften, die um ihr Überleben durch den Klimastress kämpfen, Hoffnung, so Rehman. Und er verleihe der COP27 eine höhere Glaubwürdigkeit, so die ehemalige UN-Diplomatin. Jetzt liege es am Übergangsausschuss, ihn wie beschlossen bis Dezember 2023 voranzutreiben.
Auf der COP27 wurden auch die Beziehungen zwischen Deutschland und Pakistan gestärkt. Angesichts der dramatischen Lage infolge der Flut erhöhte Deutschland die Hilfen zur Förderung von Klimaresilienz und Katastrophenschutz auf zusätzliche 10 Millionen Euro. Insgesamt hat Deutschland während der Weltklimakonferenz 170 Millionen Euro für den Umgang mit Klimaschäden- und -verlusten unter dem Globalen Schutzschirm zugesagt.
Pakistans Mechanismen zur Risikowarnung verbessern
„Es ist erfreulich, dass Pakistan zu den ersten Ländern gehört, die Mittel aus dem Globalen Schutzschirm der G7 erhalten, um Krisen wie Überschwemmungen und Dürren zu bekämpfen“, sagt die pakistanische Umweltforscherin Maryam Shabbir Abbasi. Sie sieht auch die angekündigte deutsche Zusammenarbeit im Hinblick auf Klimarisiken und Sozialschutzprogramme positiv.
Es komme darauf an, wie die Forschung in Bezug auf Frühwarnsysteme von den Behörden durchgeführt werde, so Abbasi. „Wir haben Kapazitäten, was die Forschung angeht, aber es fehlt an Ressourcen.“ Mit der Finanzierung könne Pakistan derzeitige Mechanismen zur Risikowarnung verbessern und sie auf realistische Ziele ausweiten.
Abbasi schlägt vor, lokalen Institutionen Mittel zur Verfügung zu stellen. „So kann bei Katastrophen schneller Unterstützung verteilt werden. Um ein Warnsystem und eine Risikoanalyse einzurichten, brauchen wir die Perspektive der Gemeinden, damit Maßnahmen auf einer realistischen Grundlage ergriffen werden können.“
„Pakistan ist vielleicht das eindrücklichste Beispiel dafür, warum Verluste und Schäden durch den Klimawandel ein dringendes Thema für die COP27 sind“, äußerte sich Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). Sie sieht das Land als Wegbereiter für den Globalen Schutzschirm, der mit den (vulnerablen) V20 Staaten entwickelt wurde. „Regierungen, die ihre Risiken kennen, können sich besser vorbereiten und Schäden minimieren“, so Schulze.
Ernährungsunsicherheit durch den Ausfall von Ernten
Konkret soll Pakistan mit den nötigen Klimadaten und dem Wissen versorgt werden, um „Pionier“ im Bereich Klimarisikoanalyse sowie Ausbau von Sicherungssystemen zu werden, heißt es in der Pressemitteilung vom 16. November. Des Weiteren sollen Brücken, Straßen und Wasserleitungen wiederaufgebaut und Kleinbäuer:innen entschädigt werden. Schulze fordert auch, dass China als Emissionsverursacher für die Klimafolgen zahlen muss.
„Der Entwurf für einen Fonds für Klimaschäden scheint gut zu sein“, sagt Pervez Ali, der für Fridays For Future Pakistan an der COP27 teilnahm. „Die Rolle der GIZ in Pakistan war bisher lobenswert, was die Aufklärung über den Klimawandel angeht“, sagt er der taz. Allerdings überwiege die Enttäuschung über die Konferenz, etwa beim Thema Abschwächung von Emissionen. Pakistan, das 40 Milliarden US-Dollar verloren habe, sei nicht verantwortlich für die Katastrophe. „Mein Land steckt immer noch in der Krise und die großen Umweltverschmutzer werden nicht zur Rechenschaft gezogen“, so Ali. Das sei eine Schande. Das südasiatische Land kämpft derweil weiter mit den Folgen des Hochwassers. In der Region Peshawar schneite es, doch Menschen würden in Zelten leben, klagt Ali und fordert Unterstützung.
Adil Sheraz, Pakistan-Länderdirektor der Hilfsorganisation Care, warnt vor einer Verschärfung der Ernährungsunsicherheit durch ausgefallene Ernten. Mancherorts sei das Wasser nur langsam abgeflossen. „Die Ernte wurde zerstört, was für die betroffenen Gemeinden eine Herausforderung darstellt, da sie eine weitere Saison im Oktober für die Aussaat verpasst haben“, so Sheraz.
Wenn im Dezember nicht genügend Ressourcen zur Verfügung stehen, könnte das Land eine weitere Erntesaison verpassen, mahnt er. Auch er sieht die Unterbringung als Problem. „Am schwierigsten ist es im Sindh, wo die Bevölkerungsdichte hoch ist und die Menschen ihre Unterkunft und darüber hinaus ihre Lebensgrundlage verloren haben, da sie für den Eigenbedarf, aber auch für ihren Lebensunterhalt auf die Landwirtschaft angewiesen sind.“
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