Bekämpfung des IS im Irak: Offensive auf Mossul gestartet
Seit Monaten verkündet die irakische Regierung, der IS werde noch dieses Jahr aus Mossul vertrieben. Die Rückeroberung der Stadt hätte einen hohen Symbolwert.
Das Fernsehen zeigte Al-Abadi in Uniform umringt von hohen Offizieren. Der IS solle dauerhaft besiegt werden
US-Verteidigungsminister Ashton Carter sagte, die Offensive zur Eroberung Mossuls sei ein entscheidender Augenblick im Feldzug gegen den IS. Die USA stünden bereit, irakische Sicherheitskräfte, kurdische Kämpfer und die irakische Bevölkerung in den schwierigen Kämpfen zu unterstützen.
Um Racheakte bei der Erstürmung von Mossul zu vermeiden, sollten nur die irakische Armee und Polizei in die Stadt vorrücken, sagte Abadi.
Der IS hatte Mossul im Sommer 2014 besetzt, als er in einer Blitzoffensive rund ein Drittel des irakischen Territoriums eroberte. Später rief er sein Herrschaftsgebiet zum Kalifat aus. Die Rückeroberung Mossuls wäre deshalb ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen den IS und hätte einen hohen Symbolwert.
Seit Ende vergangenen Jahres hat der IS eine Reihe militärischer Niederlagen einstecken müssen und kontrolliert im Irak außer Mossul nur noch eine Reihe kleinerer Städte.
Offensive könnte Fluchtwelle auslösen
Der Irak hat angekündigt, die zweitgrößte Stadt des Landes bis Ende des Jahres vom IS zu befreien. Die Armee und ihre Verbündeten haben sich seit Monaten auf die Offensive vorbereitet. Ein wichtiger Schritt war die Eroberung des Luftwaffenstützpunktes Kajara südlich der Stadt. Dort sind mittlerweile Tausende Soldaten mit Panzern, gepanzerten Truppentransportern und schweren Geschützen stationiert.
Östlich von Mossul wird die Armee von kurdischen Peschmerga verstärkt. Nördlich der Stadt hält sie Stellungen am Mossul-Damm und in der Region Baschika.
Brigadegeneral Haider Fadhil sagte vor Beginn der Offensive, alles in allem stünden mehr als 25.000 Soldaten, paramilitärische Kräfte und Stammeskrieger bereit. Der Angriff werde aus fünf Richtungen erfolgen. Die USA würden zur Unterstützung nicht nur Kampfflugzeuge einsetzen, sondern auch schwere Artillerie und logistische Hilfe.
Mit Gegenwehr von Seiten des IS ist in jedem Fall zur rechnen: In Mossul und im Umland sollen sich noch rund 4000 IS-Kämpfer aufhalten. Diese haben nach verschiedenen Berichten in der Stadt tiefe Gräben und ein Tunnelsystem ausgehoben, um sich zu verteidigen. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass Straßen und Gebäude mit zahlreichen Sprengfallen versehen sind, was einen Vormarsch auf die Stadt erschweren könnte.
Die UN fürchten, dass die Offensive zur Flucht von mehr als einer Million Menschen führen könnte. Sie ist die größte Militäroperation im Irak seit dem Abzug der US-Truppen vor fünf Jahren.
Vor dem Start der Offensive wurden Zehntausende Flugblätter über Mossul abgeworfen. Darin wurde die Bevölkerung gewarnt, dass der Vormarsch samt Luftangriffen kurz bevorstehe. Zudem wurde erklärt, dass er keine Zivilisten zum Ziel hat. Die Einwohner sollten sich von bekannten Häusern der radikal-islamischen Kämpfer fernhalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Auf dem Rücken der Beschäftigten