Beifahrer im Auto: Da ist ro-hoot!
Der Beifahrer ist in seiner Situation schlicht zu bedauern. Angst siegt. Das verlangt Mitgefühl und Geduld, da muss der Fahrer Rücksicht nehmen.
![](https://taz.de/picture/163114/14/steuer_dpa_auto.jpg)
Bei dieser Frage geht es gar nicht vorrangig um Benimm oder die Beachtung gesellschaftlicher Konventionen, sondern um Beherrschung, um Zwänge und Macht.
Benimm kann man lernen – wie Messer und Gabel so zum Mund zu führen sind, dass es elegant aussieht und nichts daneben geht, dass die alte Frau nur dann über die Straße geführt wird, wenn sie wirklich auf die andere Seite will, wie man sich angemessen auf hochadeligen Abendgesellschaften bewegt, all das –, aber die Probleme, die einer Zweierkonstellation aus Fahrer und Beifahrer erwachsen können, lassen sich nicht einfach durch das Einüben und Befolgen von Regeln lösen.
Der, der dem Fahrer permanent reinquatscht – „Vorsicht!“, „Da ist ro-hoot!“, „Hast du Licht an?“, „Hier ist 100!“ – oder durch heftiges Stampfen im Fußraum seine Mitbremsbereitschaft zum Ausdruck bringt und vermeintlich gefährliche Momente mit lautem Ausatmen – „puh!“ – vertont, der kann oft einfach nicht anders: weil er Angst hat. Angst vor den Gefahren da draußen, Angst vor Kontrollverlust.
Es gibt ein neues Feindbild: Den Kampfradler. Sagt der Verkehrsminister. Stimmt, sagt unser Autor in der Titelgeschichte der neuen taz.am wochenende vom 27./28. April 2013. Mit großen Reportagen, spannenden Geschichten und den entscheidenden kleinen Nebensachen. Mit dem, was aus der Woche bleibt und dem, was in der nächsten kommt. Dazu ein Ortsbesuch in Schalkau, wo die Energiewende konkret wird. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo.
Man sieht es ihm zumeist schon an: Entspannt sitzt der nicht da. Und ist in seiner Situation schlicht zu bedauern. Mag sein, dass er nicht reinquatschen darf, aber da muss der Fahrer durch und seine Fahrweise entsprechend anpassen. Angst siegt. Das verlangt Mitgefühl und Geduld, Nachsicht auch, wenn nicht CDs mit Entspannungsmusik helfen.
Gegenseitige Rücksicht
Oder verbundene Augen. Zurückblaffen – „Waaas denn?“ – bringt gar nichts und könnte das Gefahrenpotenzial erhöhen. Auf den Straßen ist es eh schon stressig genug. Insofern gilt Paragraf eins der Straßenverkehrsordnung – „gegenseitige Rücksicht“, „keiner soll belästigt werden“ – auch in den eigenen vier Wänden des Autos.
Anders verhält es sich mit machtgesteuerten Verbaleingriffen. Auch die wird man dem Beifahrer nicht abtrainieren können, jedenfalls nicht so einfach, schon gar nicht während der Fahrt – dann lieber kurz rechts ranfahren.
Wenn Fahrer und Beifahrer eine Beziehung haben, die über die reine Mitfahrgelegenheit hinausgeht, kann es gut sein, dass im Auto das Fortsetzung findet, was auch anderswo nicht funktioniert – das Gefüge in einer Partnerschaft, das Miteinander, zu viel Hierarchie. Herrschaft und Unterwerfung. Da hilft nur eine Therapie – als Langfristlösung – oder, ad hoc, die Anwendung des Hausrechts: „Schwätzer halten’s Maul oder fliegen raus!“
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