Bei Volkswagen stehen die Bänder still: Zulieferer liefern nicht mehr zu
Wenn bei der Just-in-Time-Produktion einzelne Werkteile fehlen, geht gar nichts mehr. Zulieferer boykottieren VW wegen des ruinösen Wettbewerbs.
Die ES Automobilguss aus Sachsen jedenfalls liefert Gussteile für Getriebe, bei CarTrim aus Plauen geht es um Sitzbezüge; beide gehören zur Prevent-Gruppe, die auch Kleidung, Möbel, Segeljachten oder Bremsen herstellt. Aufgrund der Just-in-Time-Produktion werden Teile in Fabriken sofort verbaut, es gibt fast keine Lager mehr – das wird VW jetzt zum Verhängnis.
Volkswagen zieht im Kampf gegen Prevent alle Register: Der Konzern droht den Managern mit Ordnungshaft; vor dem Landgericht Braunschweig erwirkte VW eine einstweilige Verfügung zur Lieferung der Teile. Voraussetzung dafür ist, dass es für den Kläger „existenzbedrohend“ wäre, den Ausgang des regulären Gerichtsverfahrens abzuwarten, erklärte Anwalt Markus Wollweber der dpa.
Der Lieferant der Getriebeteile hat dagegen Widerspruch eingelegt. Trotzdem ist die Entscheidung schon jetzt vollstreckbar. Dem Gericht zufolge hat VW bereits beantragt, dass den Zulieferern ein Ordnungsgeld angedroht wird. Darüber muss das Gericht nun entscheiden. VW könnte auch überlegen, einen Gerichtsvollzieher vorbeizuschicken. Der müsste ein Fuhrunternehmen beauftragen, der Gerichtsvollzieher wäre befugt, die Werkstore der Zulieferer aufbrechen zu lassen.
Der Produktionsstopp für den Golf soll vorerst bis zum 29. August dauern. Ob auch Kurzarbeit nötig wird, ist in Klärung. Für das Passat-Werk im ostfriesischen Emden ist das schon der Fall, rund 7.500 Mitarbeiter sind betroffen. Kinderlose erhalten dann regulär nur 60 Prozent ihres Lohnes; VW stockt das Kurzarbeitergeld aber auf, Geringverdiener kommen auf bis zu 90 Prozent ihres Gehaltes.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“