Bedürftige Privatuni: Noch mehr Geld für die JUB?
Der geplante Science Park an der Jacobs University steht vor dem Aus – es sei denn, Bremen springt ein. Die Wirtschaftsförderung prüft das nun.
Der Bau des Firmenzentrums Science Park neben der JacobsUniversity (JUB) ist auf Eis gelegt. Die JUB hat am Montag die Verhandlungen mit dem holländischen Investor Zernike Group abgebrochen. Das bestätigt Ines Heise, Sprecherin der JUB. Begründet wird der Verhandlungsabbruch mit der „Gesamtkalkulation beider Verhandlungspartner“, wie es in einer Pressemitteilung der JUB heißt. Die basiere auf einem Mietpreis, der in Bremen-Nord nur schwerlich durchzusetzen sei.
„Nach sorgfältiger Prüfung haben wir festgestellt, dass weder die wirtschaftlichen Aspekte noch die Bauausführung von uns so akzeptiert werden können, weil insbesondere bis heute keine ausreichende und handelsübliche Detailplanung des Bauvorhabens vorliegt“, begründet JUB-Präsident Heinz-Otto Peitgen seine Entscheidung. Es sei „völlig normal“, dass die Wahrnehmung für die Situation geschärft werde, wenn Unterschriften bevorstünden. „Und das ist hier geschehen, leider mit negativem Ausgang“, so Peitgen.
Der Science Park sollte als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Unternehmertum entstehen. So sollten junge Firmen – vor allem gespeist aus der JUB – sich dort ansiedeln. Die Bedingung dabei war, dass die JUB die Hälfte des Science Center, das Hauptgebäude des zugehörigen Parks, mietet. Doch auch hier gab es aus Sicht der Zernike Group Probleme. „Zuerst wollten sie 50 Prozent belegen, dann 35 Prozent, zuletzt noch 600 Quadratmeter“, begründet der Zernike-Geschäftsführer den dreijährig ausbleibenden Baubeginn beim Weser-Kurier. „Auf solche schwankenden Angaben lasse sich keine seriöse Planung gründen.“ Der taz gegenüber wollte sich die Zernike Group indes nicht äußern.
Tritt Bremen nun als Retterin ein? Das jedenfalls prüft jetzt die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB), Tochtergesellschaft des Landes. Die Frage ist dabei, ob sie als Bauherrin in Frage kommen könnte. Auch wenn man den Verhandlungsabbruch sehr bedauere, „eine Entscheidung wird noch dieses Jahr getroffen“, sagt Holger Bruns, Sprecher des Senators für Wirtschaft. Das Grundstück gehöre bereits der WFB, bestätigt Heise von der JUB. „Klar haben wir ein Interesse, dass direkt neben unserem eigenen Grundstück ein Science Park entsteht, weil es einfach toll ist, eigene Ausgründungen von Wissenschaft und Forschung vor Ort zu haben.“
Nur bezahlen möchte die JUB dafür nichts; sie kann sich nicht einmal selbst finanzieren: Bremen wird die Privat-Uni bis 2018 mit 15 Millionen Euro unterstützen (taz berichtete). „Dauerhaft“ aber könne es sich die Unterstützung nicht leisten, sagte dazu im August Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei