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Bayern im Champions-League-FinaleFCB, olé, olé!

Einst waren sie das Feindbild des deutschen Fußballs. Heute heißt es: Diese Laufwege, der Ballbesitz! Kann man diesen Klub noch hassen?

Letztes Jahr verschoss Schweini den entscheidenden Elfmeter. Und dieses? Bild: dpa

Ihr erstes Bayern-Spiel verfolgte Jasmin Tabatabai am Radio – da war sie fünf Jahre alt. Und lebte mit ihrer Familie in Teheran. Als der iranische Fußballklub Persepolis F.C. den FC Bayern München an diesem 30. Juni 1972 vom Platz fegte, wurde die kleine Tabatabai zum Bayern-Fan. Der FC war gerade Deutscher Meister geworden. Die ganze Familie Tabatabai saß im Teheraner Stadion. Alle bis auf Jasmin.

40 Jahre später sitzt die deutsch-iranische Schauspielerin in einem Berliner Café und will erzählen. Von diesem bayrischen Fußballverein, der seitdem ihr Leben begleitet. Von den Dortmundern, die sie dennoch sympathisch findet – und warum sich jetzt alle so über den Götze-Transfer aufregen. „Eine der stärksten Triebfedern in diesem Land ist der Neid“, sagt sie. Das sei im Fußball nicht anders als in der Schauspielerei.

„Ich lebe jetzt seit 21 Jahren in Berlin. Und es ist nicht easy, hier Bayern-Fan zu sein", sagt Tabatabai. Viele kriegten so richtig Schaum vor dem Mund, wenn man zugebe, dass das Herz für Bayern schlage. "Insgeheim würden sich die meisten doch freuen, wenn die Bayern im Finale auf die Fresse bekämen und die Dortmunder gewinnen würden."

Das Championsleague-Finale am Samstag ist das Spiel des Jahres. Bayern gegen Dortmund. Für die Bayern muss unbedingt ein Sieg her, gegen die Mannschaft, die ihnen zwei Jahre lang auf der Nase herumtanzte, zweimal Meister wurde und die Münchner im letzten DFB-Pokalfinale regelrecht demütigte.

Die Titelgeschichte "München leuchtet" über das alte Feindbild FC Bayern lesen Sie in der taz.am wochenende vom 25./26. Mai 2013. Darin außerdem: Ein Gespräch mit Daniel Ellsberg, der während des Vietnam-Kriegs die "Pentagon Papers" veröffentlichte. Und: eine Reportage über über einen Mann, der zur Adoption freigegeben wurde und zwei Jahrzehnte später seine Mutter sucht. Außerdem klingelt die taz mal wieder an fremden Türen - diesmal in Berlin. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo.

Der Kabarettist Willy Astor, der einst die Bayern-Hymne „Stern des Südens“ komponierte, ist Fan, seit er als Junge die Großen der siebziger Jahre auf dem Platz erleben durfte. „Obwohl ich aus der groben Bronx Münchens kam, dem Hasenbergl, faszinierte mich das Spiel der Bayern mit seiner kreativen Ästhetik, die feinen Schaufler des Herrn Kaiser und später die lässigen Übersteiger eines Kalle Rummenigge.“

Und die Borussia? Die haben Jürgen Klopp und spielen ebenfalls eleganten Fußball. Mit Understatement und Leidenschaft. Willy Astor ist sich trotzdem sicher: „Die Dortmunder werden in die Garderobe robben.“ Einen rot-weißen Altar hat er auch schon gebaut.

"Tod und Hass dem FCB!"

„Wir würden nie zum FC Bayern München gehen“, grölten einst die Toten Hosen. „Tod und Hass dem FCB!“, schallt es auch heute noch in den Stadien. Und doch ist etwas dazugekommen in den vergangenen drei Jahren. Respekt, Anerkennung. Man will sehen, wie die Bayern spielen. Man will wissen, wie das aussieht, wenn eine Mannschaft ein spielerisches Niveau erreicht, mit dem niemand im Land mithalten kann. 91 von 102 möglichen Punkten haben die Bayern in der abgelaufenen Bundesligasaison geholt, ein Rekord, vielleicht für die Ewigkeit.

Die junge Spielergeneration, die Alabas und Müllers, sie haben sich ein neues Image erarbeitet. Weg von der „Mia san mia“-Bourgeoisie eines Oliver Kahns, der zum Training mit dem Ferrari vorfuhr. Hin zu einem Manuel Neuer, der mit der Vespa zum Training knattert oder einem Philipp Lahm, der gleich das Fahrrad nimmt. Neben dem sympathischen Gemüt begeistert der Verein durch seine Leichtigkeit, seine Freude am Spiel und seine Technik.

Selbst die Münchener Philharmoniker lassen sich anstecken. Und wünschen dem FC Bayern, in Trikots musizierend, viel Glück fürs Finale.

Die Autoren Thomas Becker, Sebastian Kempkens, Andreas Rüttenauer und Kai Schächtele haben sich auf die Suche gemacht nach Bayern-Fans, die erklären, warum ihr Herz für die Roten schlägt. In der Titelgeschichte der taz.am wochenende „München leuchtet“ sprechen unter anderem Feridun Zaimoglu, Wolfgang Schäuble, Charlotte Knobloch und Jasmin Tabatabai.

Taugen die Bayern überhaupt noch als Hassverein? Oder sollte man sich heute einfach an dem schönen Fußball erfreuen, den sie spielen? Was meinen Sie? Und dann natürlich die Frage aller Fragen: Wer wird die Champions League gewinnen?

Wir freuen uns über Ihre Meinung. Ob als Liebes- oder Kriegserklärung. Ob als Fangesang, Gedicht oder schlicht sachlich als Tipp. Diskutieren Sie mit – hier auf taz.de. Die Titelgeschichte „München leuchtet“ lesen Sie in der taz. am wochenende vom 25./26. Mai 2013.

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10 Kommentare

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  • A
    Anders

    Warum sollte man diesen Verein respektieren oder gar lieben? Wegen Uli Hoeneß, dem altruistischen Menschenfreund und Sittenprediger nach Eichmaß? Den Fall Sebastian Deisler hat man längst abgeschrieben wie Uli Hoeneß seinerzeit. "Dieses Geld, was wir für ihn bezahlten, kriegen wir nie wieder", das sind seine Worte. Psychologische Kriegsführung und merkantilistisches Kalkül sind Markenzeichen seiner Seele und nicht Menschenliebe, die ihm seine Kumpanen und sonstige Arschkriecher bescheinigen.

     

    Nach Foul an Reuss hätte Dante vom Feld gemusst. War nicht geschehen, wieder eine Schiedsrichterentscheidung zugunsten FC Bayern?!

    Von 800 Millionen Euro, die bis 2009 auf Uli Hoeneß' schweizer Konto gelagert waren und die danach verschwunden sind, kann man jede Menge Leute bei der UEFA bestechen. So darf ER auch in der Bayerischen Staatskanzlei ein- und ausgehen, und sicherlich nicht umsonst.

     

    Die Fans von FC Bayern teile ich in zwei Gruppen: die große Masse - das sind die dummen; und die kleine - das sind die, die vom Verein profitieren (dazu gehören auch die Medienvertreter, u. a. die Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein, diese Verbalexhibitionistin, die Hoeneß die Treu hält, weil sie Interviews gratis und ohne anzustehen kriegt).

     

    Kein Fußballverein kann in Bayern neben FC Bayern in der 1. Liga bestehen. Greuther Fürth etwa? Fehlanzeige. FC Nürnberg und FC Augsburg kriegen einige Brotbrocken unter dem Esstisch auf dem Fußboden ab.

     

    FC Bayern saugt wie ein Staubsauger alle Gelder ein, sogar über die Landesgrenzen hinaus und soll für die Wettbewerbsverzerrung für Sympathien sorgen? Und dem Wurstfabrikant Uli Hoeneß, der zu jedem Thema in der Politik, Wirtschaft, Ethik usw. usf. seinen Stuss verzapfte, sollte man schon viel früher das Maul gestopft werden.

     

    Uli H. ist kriminell geworden und ihm wird vom Aufsichtsrat das Vertrauen entgegengebracht. In welchem Land leben wir hier?!

  • KH
    Karin Haertel

    Das Spiel hatte wenig mit Koennen zu tun und war reine Glueckssache Insofern muss sich keiner schaemen und keiner feiern. Warun aber ein als Steuerhinterzieher lediglich auf Kaution freier Herr Hoeness das Land verlassen durfte - EU hin oder her - wo doch dank riesigem Schwarzgeldvermorgens Fluchtgefahr besteht, das ist mir voellig unverstaendlich. Und er und Frau Merkel schuetteln sich zur Kroenung noch die Haende.

  • I
    inflexible

    Hassen ist doch Energieverschwendung. Respekt vor Bayern ja. Trotzdem freut mich als Bayer ein Dortmunder Sieg heut Abend mehr als das Ergebnis, das ich erwarte. Wenn schon zum ersten Mal in 58 Jahren so ein Finale an Vollmond ist!

  • L
    lm089

    Dass ich so einen Artikel nach 30 Jahren taz-Abo und geauso vielen Jahren Häme für den FCB noch erleben darf... ich bin fast schon gerührt.

    Besten Dank für's über den Schatten springen, das Warten hat sich gelohnt ;)

  • ML
    mr l.

    wie immer, drauf auf die bayern. dass die sich ihr vermögen in jahrzehnten erarbeitet haben - kein wort von. andere vereine hauen das eingenommene geld mit beiden händen wieder raus (und wenns sein muß gerne noch ein bischen mehr).

    und auch der hoeneß, ja, er hat steuern hinterzogen und soll dafür bluten. ABER: ihn jetzt so nieder zu machen ist eine schweinerei. er hat sehr viel gutes getan, vieles davon der öffentlichkeit unbekannt. das sollte man vielleicht nicht vergessen.

    und auf der anderen seite: noch nie das auto von einem kumpel für ein paar euros reparieren lassen, bzw repariert? staatliche leistungen bezogen die einem gar nicht unbedingt zustanden oder so jemand im freundeskreis? geht ihr mit den leuten genauso um? selbst unser finanzminister fand vor jahren hunderttausende zufällig in seinem mantel, ein politiker der auch heute noch an der macht ist. aber das ist ja was ganz anderes. unglaublich wie viele heilige es gibt. ich frag mich blos, warum trotz euch so viel hier schief läuft...irgendwie beschleicht mich da doch die vermutung, dass der zeigefinger wieder einmal sehr schnell ausgestreckt wird. kehrt auch mal bei euch vor der türe.

  • H
    Harbard

    Mit Uli Hoeness sind sie immer noch ein potrentieller

    Kandidat. Mit Mathias Sammer, dem Unsympath, bleiben sie es. Letztlich feiert der moderne Sklavenhandel mit solchen Typen/Vereinen fröhlich Urständ.

    Ich denke an die vielen 5,50-11,10 Euro/St.-Sklaven.

    Da kann ein U. Hoeness nur müde lächeln. Passieren wird solchen Leuten nichts. Die Verschleppung des Prozesses durch die bayerische Justiz bis nach dem CL-Spiel ist ja an Dreistig- und Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten. Dann bekommt er 6 Monate auf Bewährung und keifft weiter in Deutschlan rum; einschließlich Einladung bei der Bundeskanzlerin.

    In dem Sinne liebe deutschen Zipfelmützen...

  • R
    RPH

    Was solls? Ich werde auch ein Bösewicht! Nee, NIEMALS nich! Aber im CL Finale gegen den braven "ArbeiterVerein" aus Dorfmund bin ich so böse,da kriegt der Teufel ne Gänsehaut. - Und nochmal "Dank" an Doofmund, dass der Bundesliga Hoppenheim "erhalten" bleibt. Himmel, die waren doch schon weg. - UNVEU -

  • V
    Vogtländerin

    Ein Verein bei dem ein Präsident der sich selbst wegen Steuerhinterziehung angezeigt hat, ein Vorstandsmitglied, das Uhren geschuggelt hat, ein Ehrenpräsident der ein Kind mit einer anderen Frau hat, Spieler die ihr Haus angezündet, Sex mit Minderjährigen hatten und die bei ihrem alten Verein eingebrochen sind soll man noch bewundern ???

    Wer weiß was noch alles in diesem Verein getrieben wurde!!!

    Woher ist eigentlich das viele Geld mit dem nur so um sich geschmissen wird???

     

    Ich hasse diesen Verein bestimmt nicht, aber als Vorbild taugt dieser Verein wohl auf keinen Fall mehr!!!

     

    Gruß von einer Frau die ihre Steuern zahlt!!!

  • AH
    aber hallo!

    Eine intelligente Zeitung veroeffentlicht keine Berichte ueber den Proletensport Fussball und schon gar nicht ueber Bayern Muenchen.

  • S
    Schiba

    Was soll denn diese von der älteren und jüngsten Geschichte gänzlich unbeleckte Lobhudelei der Bayern.

    War da nicht was mit Hoeneß ? Und mit "deutschen Verhältnissen", die sich als ungleich schlimmer herausstellen als die spanischen: den BVB just in time kaputtzukaufen und so - wie schon tausenmal zuvor -Unruhe beim Gegner zu provozieren? Es wäre im Sinne Gottes (wenn es ihn denn gäbe), dass dieser Verein mit seinen unsäglichen "Führern" ( Hoeneß, dem Nordlippstädter Rumennigge und Sammer) eins auf die Schnauze bekämen. Und dann sollten endlich die Schwarzkonten aufgedeckt werden - egal ob diese Typen aus der einst braunen Stadt München nun gewinnen oder nicht.