Bauprojekt umstritten: Hofbebauung unerwünscht
Der Moltkeblock in Ottensen soll nachverdichtet werden. Anwohner sehen die Gentrifizierung am Werk und bemühen den Denkmalschutz. Die Befürworter auch.
Grüner geht's nimmer, dort, wo der Ottensener Moltkeblock steht. Gegenüber der Rathenaupark, der Grünzug entlang der Elbe nur ein Steinwurf entfernt - und nach Westen nichts als die endlosen Wälder der Villenviertel, Othmarschen, Flottbek, Hochkamp. So grün wie die Umgebung, so grün ist auch das, was der ab 1922 errichtete Moltkeblock umschließt: Mietergärten, die zusammen die Größe zweier Fußballfelder ergeben. Noch jedenfalls. Denn es tut sich was, im Moltkeblock.
"Dies ist einer der Orte in Hamburg, wo gerade die Gentrifizierung zupackt", sagt der Anwohner und Rentner Klaus Lente. Er bezieht sich damit auf die Pläne der Grundstücksgesellschaft Bergstraße (GGB), 15 Einfamilienhäuser in den Innenhof zu setzen. Befürchtet wird auch, dass die Mietwohnungen des Blocks, der zu zwei Dritteln der GGB und zu einem Drittel der Saga gehört, in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. "Bislang konnte man hier noch günstig wohnen. Nun aber droht uns eine Austauschung der Anwohnerschaft", sagt Gernot Feldhusen, der für die Interessengemeinschaft Pro Moltkeblock spricht. Die GGB war zu einer Stellungnahme nicht bereit.
Die Interessengemeinschaft hat jetzt 204 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt - und die Bezirks-SPD auf ihre Seite bringen können. Diesen Donnerstag will die Fraktion einen Antrag in die Bezirksversammlung einbringen, der die Nachverdichtung ablehnt.
Dabei berufen sich Interessengemeinschaft und SPD auch auf den Denkmalschutz. Der vom Altonaer Bausenator Kurt Meyer begonnene und von seinem legendären Nachfolger Gustav Oelsner fortgeführte dreigeschossige Wohnblock zwischen der Bernadottestraße, dem Othmarscher Kirchweg und der Griegstraße war eins der ersten sozialreformerischen Wohnungsbauprojekte im Altona der 1920er Jahre. Das Ensemble ist als denkmalwürdig eingestuft worden. Nun solle die Kulturbehörde es unter Schutz stellen und der BGG einen Strich durch die Rechnung machen, fordern Interessengemeinschaft und SPD.
Kurios ist, dass sich auch die Architekten des Bauvorhabens auf den Denkmalschutz berufen. Mit den Neubauten solle eine denkmalgerechte Sanierung des Blocks finanziert werden. Das alte Farbkonzept solle wieder zur Geltung kommen, Sprossenfenster eingebaut und auch der sechseckige Platz als gemeinschaftliche Mitte des Innenhofs nach historischem Vorbild angelegt werden. Die Gärten der Anwohner würden verkleinert, blieben aber bestehen. Die Neubebauung werde einstöckig und dort verlaufen, wo jetzt überwiegend Hecken seien.
"Das ist ein sehr rundes Gesamtkonzept", sagt Sven Hidde, "und die letzte Chance, den Moltkeblock zu retten." Denn wenn diese Pläne nicht umgesetzt würden, stünde es dem Eigentümer offen, eine vor wenigen Jahren bereits genehmigte erste Planung umzusetzen. Eine Planung, die das Denkmal "komplett zerstören würde", sagt Hidde.
Im Denkmalschutzamt will man sich zurzeit nicht äußern, da man noch in Gesprächen mit der GGB sei. Die GAL geht allerdings davon aus, dass das Amt deren Pläne abnicken wird. Die geplante Verdichtung sei behutsam und verträglich, sagt ihr Bauexperte Lars Andersen.
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