: Basteln Sie sich eine Matroschka
An der Technik zur Herstellung der Matroschkas hat sich seit Ende des 19. Jahrhunderts kaum etwas geändert. Am besten eignet sich Lindenholz, aber es kommt auch Holz von Birken, Erlen und Espen zum Einsatz.
Das Holz wird vorzugsweise im April geschlagen, wenn der Baum in voller Blüte steht. Zuerst wird das Holz gereinigt, sodann die Rinde an einigen Stellen eingeritzt, damit es beim Trocknen nicht rissig wird. Danach wird es so zu Stapeln aufgeschichtet, dass Luft zwischen den Hölzern zirkulieren kann. Die Lagerungszeit beträgt rund zwei Jahre.
Zirka fünfzehn Arbeitsgänge braucht der geübte und versierte Drechsler, um eine Matroschka herzustellen. Er beginnt immer mit der kleinsten Figur, die nicht geöffnet werden kann. Die nächstgrößere Figur muss immer an die kleinere angepasst werden. Ist der Rohling fertig, wird er in zwei Teile geschnitten. Jetzt wird das Unterteil, der so genannte Fuß, bearbeitet.
Das Schwierigste ist die Herstellung des Rings, der so gearbeitet sein muss, dass er später dem Oberteil einen festen Halt verschafft. Dann wird das Oberteil, der Kopf, hergestellt, wobei das Holz von innen ganz vorsichtig entfernt werden muss.
Der fertige Rohling wird nun mit einer besonderen Art von Kleister behandelt. So wird die Oberfläche der Figur glatt, die aufgetragene Farbe kann nicht mehr zerfließen.
Für die Bemalung der Matroschka gibt es verschiedene Techniken. So werden die Matroschkas, die in Sergiew Posad produziert werden, in der Hauptsache mit Gouache (mit Wasser auftragbaren Farben) bemalt und danach lackiert.
In Semjonow, russlandweit der größte Produzent der begehrten Souvenirpuppen, kommen Anilinfarben zum Einsatz. In Polchowski Majdan, einem weiteren Produktionsort, werden verschiedene Farben übereinander aufgetragen, um spezielle Farbeffekte zu erzielen.
Eine besondere Technik, das so genannte Inkrustieren, wird seit den Sechzigerjahren bei der Herstellung der so genannten Wjatskaja Matroschka, der stärksten Puppe in der Gesamtpuppe, angewandt. Zu diesem Zweck wird Roggenstroh benutzt, das auf speziellen Feldern per Hand geerntet wird.
Das Stroh wird in einer Sodalösung gekocht, bis es eine goldene Farbe hat. Dann wird es geschnitten, geglättet und so ausgestanzt, wie es für die geplante Illustration notwendig ist. Das Stroh wird mit einem feuchten Nitrozelluloselack auf der Puppe befestigt. Zum Abschluss wird die bemalte und inkrustierte Figur mit einem Öllack überzogen.
Adresse des Museums: Wystawotschnyje saly Musei „Matroschka“, 103009 Moskwa, Leontewski Pereulok, 7/1, Fon in Russland: 2 91 96 45 oder 2 91 95 63, Metrostationen Puschkinskaja, Kropotinskaja, Arbatskaja, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 11 bis 18 Uhr, Freitag und Sonnabend 11 bis 17 Uhr.
Literatur: Larisa Nikolajewna Solojewa: Matroschka – russki suvenir, Interbuk-Bisnes, Moskau 1997 (auch in englischer Sprache erhältlich). BO
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