Basketballer mit Titelträumen: Letzte Chance in verkorkster Saison

Nach einem miesen Start und Trainerwechsel mitten in der Saison geht Alba Berlin als Liga-Dritter in die Playoffs - und träumt schon von der Meisterschaft.

Hoffentlich gibt's was zu feiern: Alba-Cheerleaderin. Bild: dpa

Platz drei. Nach dem 100:83-Erfolg am Freitagabend in Bremerhaven steht für Alba Berlin die Ausgangsposition für die Playoffs fest. Es gibt zwar nächste Woche noch ein Heimspiel gegen Tübingen, doch der dritte Platz ist Alba nicht mehr zu nehmen. Mehr ist allerdings auch nicht mehr möglich. Gemessen an den eigenen Ansprüchen ist das eigentlich zu wenig.

Aber nach der phasenweise chaotischen Saison muss man bei Alba vorerst zufrieden sein. Gemessen an der Zäsur mitten in der Saison hat das Team zuletzt eine gute Leistung gezeigt. Der Trainerwechsel im Januar war ja nicht nur ein simpler Austausch des Übungsleiters.

Der Wechsel war auch ein Wandel der Philosophie, des Spielsystems. Statt statischem Systembasketball à la Pavicevic spielt Alba unter Muli Katzurin Tempobasketball. Schnell, mit vielen Fastbreaks, vielen Körben und einem intensiven und aggressiven Pressing. "Die Art, wie wir spielen, gefällt mir. Wir spielen schnell und aggressiv", sagt der 24-jährige Guard Bryce Taylor, der von der neuen Taktik profitiert und unter Katzurin geradezu aufblüht.

Aber das Spielsystem mitten in der Saison zu ändern, barg Risiken. Die Alba-Akteure haben einige Zeit für die Umstellung gebraucht. Zuletzt stieg die Formkurve aber stetig nach oben. "Wir sind zwar noch nicht da, wo wir hinwollen. Wichtig ist aber, dass wir nach dem großen Eingriff zurückgekommen sind", erklärt Sportdirektor Mithat Demirel.

Wesentlichen Anteil am Aufschwung haben neben Trainer Katzurin die Neuzugänge Taylor Rochestie und Miroslav Raduljica. "Beide passen sehr gut zum Spielstil des Trainers", meint Demirel. Aufbauspieler Rochestie setzte gleich vom ersten Spiel an Akzente. Center Raduljica brauchte hingegen ein paar Spiele. Das 23-jährige serbische Toptalent war allerdings zuvor sechs Monate verletzt, und auch jetzt muss er neben dem Training noch seinen angeschlagenen Fuß behandeln lassen.

Beide Neuzugänge haben mit dazu beigetragen, dass Alba den Kopf wieder aufrecht trägt. Vor einigen Monaten noch undenkbar, macht jetzt wieder das Wort Meisterschaft die Runde. "Es ist ja kein Geheimnis, dass wir Meister werden wollen", so Taylor.

Aber wie groß stehen die Chancen wirklich? Klar ist, der Titel kann nur über den Klassenprimus und die Übermannschaft der Saison, Bamberg, gehen. Lediglich zwei Spiele haben die Franken in der Punkterunde verloren. Bei Alba waren es zehn. Trotzdem ist der Glaube da. "Auch sie sind nicht unschlagbar. Allerdings wissen sie, wie man die knappen Spiele gewinnt", glaubt Demirel. Erst im Finale könnte es zum Gipfeltreffen der beiden Teams kommen.

Aber Alba ist gut beraten, nicht zu weit zu denken. Schon vergangene Saison gab es im Viertelfinale gegen Frankfurt mit dem vorzeitigen Aus das böse Erwachen. "Wir sind mit einigen Teams auf Augenhöhe. Wir können gegen jedes dieser Teams gewinnen, aber auch verlieren. Und wenn wir nicht in jedem Spiel alles geben, wird das bestraft", fordert Demirel.

Alba geht als Dritter nicht als Titelfavorit in die Playoffs. Vielleicht ist das ein Vorteil. Albas Formkurve spricht jedenfalls für die Berliner. "Wir haben alles selber in der Hand", glaubt Demirel. Nachdem man im internationalen und nationalen Pokal frühzeitig gescheitert war, ist die Meisterschaft die letzte Chance, in dieser Saison noch einen Titel zu holen. Und wer Alba kennt, der weiß: Eine Saison ohne Titel ist für die Mannschaft mit dem höchsten Etat der Liga ein verlorenes Jahr.

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