Baseball: Heißkalte Duelle
Rockies gegen Red Sox: Das Finale der Major League Baseball wird so spät ausgespielt wie noch nie.
Irgendwann musste ja mal was schiefgehen. Nach 21 Siegen in den letzten 22 Spielen, nachdem der größte Erfolg der Vereinsgeschichte erreicht war, nachdem die Colorado Rockies scheinbar gar nichts falsch machen konnten, brach am Montag der Computer zusammen. Der Server war überfordert mit 8,5 Millionen Hits innerhalb von nur zwei Stunden. Der Verkauf der Eintrittskarten musste gestoppt werden. Die Rockies erklärten, es habe eine Internet-Attacke auf ihre Website gegeben.
Trotz der Probleme mit dem digitalen Ticket-Verkauf ist fest davon auszugehen, dass die Rockies ihr Stadion voll kriegen werden. Ab Samstag wird schließlich zum allerersten Mal die World Series in Denver gastieren. Die ersten beiden Spiele der Endspiel-Serie werden heute und morgen bei den Boston Red Sox stattfinden. Denver, das sich sonst eher für die Football spielenden Broncos begeistert, ist längst im Baseball-Fieber - trotz arktischer Temperaturen. Letzten Sonntag mussten die Rockies ihr Training wegen zu starkem Schneefall ausfallen lassen.
So sind momentan die Meteorologen fast besser beschäftigt als die Spieler. Detaillierte Wettervorhersagen füllen die Blätter fast im selben Umfang wie sportliche Ausblicke. Aktuell werden für die Spiele in Boston Temperaturen um die 12 Grad Celsius erwartet. Und selbst im 1.600 Meter hoch gelegenen Denver scheint Petrus ein Einsehen zu haben: Ungefähr sieben Grad sind prognostiziert fürs Wochenende.
Der aufgeblähte Saisonspielplan und die Wünsche des Fernsehens haben dafür gesorgt, dass die World Series so spät angesetzt ist wie noch nie in ihrer 104-jährigen Geschichte. Sollte die Best-of-Seven-Serie über die volle Distanz gehen, müssten die "Boys of Summer" am 1. November in Boston antreten - um diese Jahreszeit auch kein wirtlicher Ort. Es wäre erst das zweite Mal, dass im November noch Baseball gespielt wird. Ganz und gar unamerikanische Umtriebe hatten für die Premiere gesorgt: Noch später als in diesem Jahr fand die World Series nur 2001 statt, als der Spielbetrieb nach 9/11 eine Woche lang ausgesetzt worden war.
Die Experten allerdings rechnen nicht damit, dass es überhaupt zu einem siebten Spiel kommen wird. Die Rockies sind trotz ihrer unglaublichen Siegesserie krasse Außenseiter gegen Boston. Die Red Sox standen zwar kurz vor dem Aus gegen Cleveland, holten aber einen 1:3-Rückstand auf, indem sie ihren Halbfinale-Gegner in drei Spielen hintereinander deklassierten. Das stargespickte Ensemble der Red Sox ist das zweitteuerste der Major League Baseball (MLB), nach dem der New York Yankees, und scheint nun in Fahrt gekommen zu sein. "Es ist David gegen Goliath", hat auch Colorados Pitcher Matt Herges erkannt, "aber das ist schon okay." Schließlich kennen es die Rockies nicht anders. Jetzt müssen sie nur noch ihren Computer zum Laufen bringen. Im Internet werden Tickets derweil schon für bis zu 17.000 Dollar das Stück gehandelt. THOMAS WINKLER
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