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Barmherzigkeit erlaubt

■ Bahn will weniger Bettler sehen, Bahnhofsmission soll aber bleiben

Bahnchef Hartmut Mehdorn hat klar gestellt, dass die Bahnhofsmissionen aus seiner Sicht „einen guten Job“ machen. Durch ein Interview in der Bild am Sonntag war am Wochenende der Eindruck entstanden, Mehdorn wolle die Missionen aus den Bahnhöfen vertreiben. Das Gegenteil sei richtig, dementierte er gestern. Ulrich Walter von der Hamburger Bahnhofsmission reagierte gelassen auf die Einlassungen Mehdorns. „Ich habe im Moment keine Veranlassung zu zweifeln, dass die gute Zusammenarbeit mit der Bahn Bestand hat“, sagte er der taz hamburg.

Mehdorn hatte gesagt, die Bahnhofsmissionen sollten keine warme Mahlzeiten mehr ausgeben, um zu verhindern, dass Wohnungslose und Junkies aus der ganzen Stadt herbeigelockt würden. Der Bahnhof sei nicht für die sozialen Probleme der Stadt zuständig. Ihrem Unternehmen gehe es darum, die Bahnhöfe wieder zu Visitenkarten der Städte zu machen, um seinen Kunden „ein freundliches Ambiente“ zu schaffen, sagte Bahnsprecherin Sabine Brunckhorst der taz.

Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn findet Mehdorns Position „verständlich“. Gleichzeitig dürfe aber die Bahn nicht aus der Verantwortung für soziale Notlagen an Bahnhöfen entlassen werden.

Die Bahnhofsmission sieht die Debatte mit dem Selbstbewusstsein einer 100jährigen Institution. „Gäbe es die Bahnhofsmission nicht, wäre die Situation am Hauptbahnhof deutlich schlechter“, sagte Ulrich Walter, der als 15jähriger zum ersten Mal bei der Bahnhofsmission mitgearbeitet hat, der taz.

Der Verein betreut zum einen Reisende und zum anderen Menschen mit sozialen Problemen, für die Bahnhöfe Anlaufstellen sind: Wohnungslose, AusreißerInnen, Menschen in Beziehungskrisen. Dabei gehe es der Bahnhofsmission vor allem darum, weitere Hilfe zu vermitteln. Essen gebe die Hamburger Bahnhofsmission nur in Einzelfällen aus.

Aus Walters Sicht ist es am aussichtsreichsten, soziale Angebote zu entwickeln, die verhindern, dass Menschen überhaupt am Bahnhof landen. Viele Menschen gingen davon aus, „dass es Leute gibt, denen es nichts ausmacht zu betteln“, so Walter. In vielen Jahren sozialer Arbeit seien ihm fast nie solche Leute begegnet. Gernot Knödler

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