Barcelonas neue Bürgermeisterin: Hausbesetzende Nachbarin

Ada Colau hat die Stadtratswahl in Kataloniens Metropole gewonnen. Die Aktivistin gegen Zwangsräumungen will die Stadt grundlegend ändern.

Ada Colau bei einem Protest Anfang 2013 in ihrer Rolle als Aktivistin. Bild: ap

Als „Person und noch keine Persönlichkeit“ beschreibt El País Barcelonas künftige Bürgermeisterin Ada Colau. Die 41-Jährige gewann mit der von ihr ins Leben gerufene Bürgerliste „Barcelona en Común“ (Barcelona gemeinsam) die Stadtratswahlen am Sonntag. Es ist die Krönung der ungewöhnlichen Karriere einer ungewöhnlichen Frau.

Die ehemalige Hausbesetzerin ist das Gesicht der Proteste gegen Zwangsräumungen. Ob Demonstrationen oder Blockaden, Colau steht seit Jahren in der ersten Reihe. Die Mutter eines kleinen Kindes wurde spanienweit bekannt, als sie bei einer Parlamentsanhörung die Banker als „Kriminelle“ bezeichnete.

Colau und die Initiative gegen die Zwangsräumungen (PAH) hatten 1,4 Millionen Unterschriften für einen Gesetzentwurf gesammelt, der vorsah, dass demjenigen, der die Wohnung abgibt, die Schulden erlassen werden. Die konservative Regierung stimmte dieses Vorhaben nieder. Die Schuldner landen weiterhin auf der Straße und müssen dennoch die Schulden begleichen. Colau beschloss, in die Politik zu gehen.

Aufgewachsen in einer Mittelschichtsfamilie, machte sie ihre ersten politischen Schritte in der Bewegung gegen den Irakkrieg und gegen die Globalisierung. Bei der Hausbesetzerbewegung in der katalanischen Hauptstadt entwickelte sie ihr Interesse für die Problematik der Wohnungsnot. Als „hausbesetzende Nachbarin“ und nicht als die „Besetzerin aus der Nachbarschaft“ verstand sie sich in jenen zwei Jahren, in denen sie in einer ausgedienten Polizeikaserne lebte.

Die Verwaltung soll transparenter werden

Jetzt will die Aktivistin mit einem abgebrochene Philosophiestudium ihr Barcelona von Grund auf ändern. Die Verwaltung soll transparenter, Privatisierungen sollen rückgängig gemacht werden. Zwangsräumungen will sie verhindern, wo es nur geht. Wer dennoch auf der Straße landet, soll von der Gemeinde eine Wohnung erhalten.

Leicht wird das Regieren nicht. Colaus Barcelona en Común ist zwar stärkste Partei im Stadtrat, doch von einer absoluten Mehrheit weit entfernt. „Niemand braucht Angst vor uns zu haben. Wir wollen, dass der Hunger und die Korruption zittern“, erklärte sie in der Wahlnacht.

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