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■ Barbara Schwarze, Leiterin der Koordinierungsstelle „Frauen geben Technik neue Impulse“ an der TH Bielefeld:„Ganz klar, Männer werden auf andere Studien ausweichen“

taz: Frau Schwarze, Sie haben in Ihrem Modellprojekt zu ermitteln versucht, warum Frauen nur selten Ingenieurinnen werden. Was haben Sie herausgefunden?

Barbara Schwarze: Generell ist in den Ingenieursstudiengängen bisher viel zuwenig darauf geachtet worden, welche Klientel zu ihnen kommt. Was wollen Frauen eigentlich, wenn sie ein Studium aufnehmen? Welche Interessen haben sie? Welche Fähigkeiten bringen sie mit? Da gibt es zum Teil große Unterschiede selbst in den harten Studiengängen.

Können Sie Beispiele nennen?

Der Zugang zu Maschinenbau ist zum Beispiel für Frauen, die von der Fachoberschule kommen und eine Ausbildung als Technische Zeichnerin hinter sich haben, viel leichter als für Abiturientinnen. In der Elekrotechnik haben wir keinen derartigen Beruf, der scheinbar für Frauen interessant ist. Da gibt es viel mehr Abiturientinnen. Wir haben also Gruppen mit sehr unterschiedlichen Vorbedingungen.

Was aber muß sich ändern, damit das Studium für Frauen interessanter wird?

Wir sagen, daß im Studium möglichst früh mit der Praxis begonnen werden muß. Und zwar nicht in der gewohnten Form. Das traditionelle Studium muß ergänzt werden durch motivierende Anteile, die schon in den ersten Semestern beginnen und die einen Bezug dazu haben, was später auf einen Ingenieur zukommt.

Was verstehen Sie darunter?

Daß die sogenannten Schlüsselqualifikationen – Fremdsprachen, Präsentationsfähigkeit, Teamarbeit oder interdisziplinäres Arbeiten – in den Fachunterricht integriert werden. Das sind Dinge, die Frauen sehr viel stärker ansprechen. Das Studium ist dann nicht mehr ausschließlich auf die Technik ausgerichtet. Und an dieser Stelle muß die Kooperation mit Praktikern aus anderen Fachgebieten gesucht werden.

Mit diesen Fähigkeiten haben aber doch auch die männlichen Studenten so ihre Schwierigkeiten?

Das ist ja genau der Punkt. Und macht auch die Gründe sichtbar, warum Frauen weggeblieben sind. Aber auch, weshalb Männer nicht gekommen sind, die Interessen haben, welche über die Technik hinausgehen. Ein Studium haben meist nur die Leute aufgenommen, für die der Ingenieursabschluß einen beruflichen Aufstieg versprach. Immerhin 75 Prozent der Fachhochschüler in diesen Fächern haben einen technischen Ausbildungsberuf.

Waren die motiviert, weil ein Ingenieursstudium einen besseren Status versprach – und gute Verdienstchancen?

Ja, da war es nicht ganz so wichtig, ob das Studium auch andere Qualifikationen vermittelte. Der Job war ihnen ja sicher.

Das scheint jetzt nicht mehr so zu sein?

Nein, gesichert ist ein Aufstieg nicht. Die Studentenzahlen bei den Ingenieursstudien gehen auch insgesamt zurück.

Die wirtschaftliche Lage bleibt nicht ohne Folgen auf den Ingenieursberuf.

Einen lebenslangen Job als Ingenieur werden wir den jungen Menschen nicht mehr zusichern können. Ganz klar, die werden auf andere Studien ausweichen. Das heißt auch, diese Klientel wird einfach wegbrechen. Und der neuen Klientel, Frauen und – ich nenne sie mal die neuen – Männer, haben sich die Hochschulen noch nicht geöffnet. Interview: Wolfgang Löhr

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