piwik no script img

Ballerkino mit den „Expendables“Notgeil auf Krieg

In „The Expendables 3“ treten die Actionhelden alter Schule gleich im Dutzend auf. Den Charme des ersten Teils erreicht der Film zu keinem Zeitpunkt.

Stallone, Statham und all die anderen alten Hasen: Szene aus „Expendables 3“. Bild: ap/Phil Bray/Lionsgate

Das hat man nun davon. Weil ich vor ein paar Jahren „The Expendables 1“ auch gute Seiten abgewinnen konnte, habe ich mir nun „The Expendables 3“ angesehen. Das war eine blöde Idee.

Ich stehe dazu. Der erste Kinofilm um die Söldnertruppe The Expendables hatte was. Reinster Trash. Aber nicht uninteressant. Alte Haudegen, die noch einmal ihre müden Muskeln anspannen, um einen Job zu erledigen. Eine Low-Tech-Ausrüstung mit dicken Schaltern und röhrenden Motoren, als ob man bei einem Motorradrennen mit einer Harley Davidson antritt. Analoge Männermythen galore wie Schweigsamkeit, Ehre, Freundschaft. Der Anspruch, das längst totgerittene Actiongenre ein letztes Mal zum Krachen zu bringen. Eine Geschichte, die auch egal ist, Hauptsache, dass ordentlich herumgeballert wird, am Schluss ein paar Frauen gerettet und die Bösen tot sind. Und mittendrin ein Sylvester Stallone, der aussieht wie nach den Dreharbeiten zu „Rambo 16“.

Wer diesem Film den Vorwurf mache, er sei reaktionär, hat recht, sieht aber auch nicht alles. In seinen besten Momenten hat er eine eigene Unschuld. Ein Film, in dem alternde Actionhelden wie Dolph Lundgren und Jason Statham zeigen wollten, dass sie noch einmal gebraucht wurden, der in Wirklichkeit aber ganz genau wusste, dass die Zeit der Actionhelden, die sich noch auf Muskelkraft und dicke Kanonen verlassen können, längst vorbei ist. Das Geballere war nichts anderes als ihr Abschiedsfeuerwerk.

Jetzt, beim dritten Teil, durfte offenbar jeder mitballern, der Lust und nichts Besseres zu tun hatte. Arnold Schwarzenegger ist dabei, Antonio Banderas, Wesley Snipes und seltsamerweise auch Harrison Ford. Als Böse wurden Mel Gibson und ein paar hundert Statisten engagiert, die sich in die Uniform einer fiktiven postsowjetischen Republik stecken lassen mussten, um sich abknallen zu lassen. Und um die Geschichte weiterzudrehen, gibt es jetzt neben den alten Haudegen ein zweites, junges Team, das sich im Kampf zu bewähren und die Anerkennung der Alten zu erringen hat.

Die prügelnde Quotenfrau kann auch nichts retten

Während aber die Altstars geradezu Schlange standen, um bei der Sache mitzumachen, hat die Castingcrew bei den Jungen nur Schauspieler gefunden, die es erkennbar nötig hatten, mal bei einem möglichen Blockbuster mitzuspielen. Und daraus, dass mit dem Mixed-Martial-Arts-Star Ronda Rousey auch eine Frau mitkloppen darf, macht der Film auch nicht viel, außer ein wenig unglaubwürdiges Geflirte zwischen ihr und Stallone.

Vielleicht hatte der Film einfach Pech. In Zeiten, in denen es reale kriegerische Konflikte gibt, sieht man Fantasien über alte Recken, die notgeil auf Krieg sind, weil sie sonst mit ihrem Leben nichts anzufangen wissen, nicht so gern. Den Vogel in dieser Hinsicht schießt Harrison Ford ab. Nachdem die Truppe mal eben eine ganze Armee samt Panzern und Hubschraubern niedergemacht hat, sagt er als alternder CIA-Offizier, der inkognito noch einmal ins Feld zieht: „So viel Spaß hatte ich lange nicht mehr.“ Das ist eine Nummer zu dick.

Die Masche mit den Altstars ist natürlich auch schlicht zu durchsichtig. Aber im Kern funktioniert etwas anderes nicht an dem Film. Sylvester Stallone hat sich im Ernst noch einmal Schauspielerei zugemutet. Rededuelle mit Gegenspieler Mel Gibson, Psychogespräche mit den Kumpels, Entwicklung von Vatergefühlen den jungen Söldnerkollegen gegenüber. Das sind die Momente, in denen man wirklich den Kopf über diesen Film schütteln muss. In ihnen sieht Stallone tatsächlich, und zwar unfreiwillig, alt aus.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!