Balkon in der Baumkrone

Junge Landschaftsarchitekten aus 13 Ländern haben sich um den Peter-Joseph-Lenné-Preis beworben. Bei der Begrünung des öffentlichen Raums neigen manche zu solcher Bescheidenheit, dass sie nur noch ausführen, was die Anwohner wollen

von FRIEDERIKE GRÄFF

Als die Preisträger ihre Entwürfe kommentieren sollten, waren ihre Stimmen zuerst ein bisschen wacklig. Der Peter-Joseph-Lenné-Preis wird nur an Landschaftsarchitekten und -planer unter fünfunddreißig Jahren verliehen, und deshalb waren die gestern in der Akademie der Künste Geehrten noch empfänglich für die Freuden des Erwähltseins.

115 Arbeiten aus 13 Ländern wurden in diesem Jahr für den Ideenwettbewerb des Landes Berlin eingereicht, das den Preis zum 34. Mal ausgelobt hatte. Im Bereich der Garten- und Landschaftsarchitektur sollte ein Entwurf zum Thema „Wohnen im Zentrum der Stadt – Jüdenhof in Berlin-Mitte“ gestaltet werden. Wie lassen sich private und gemeinschaftlich nutzbare Freiräume in der Innenstadt schaffen?, so lautete die Frage, die eine Gemeinschaftsarbeit aus Portugal und Italien am besten löste. In dem Entwurf werden gleichartige Einzelhäuser um einen großzügigen grünen Innenraum gruppiert. Durch verglaste Esplanaden können Passanten die Grünfläche einsehen, nicht aber betreten. Der Innenraum mit zahlreichen Bäumen sei den Bewohnern vorbehalten, sagte Victor Diniz von der Projektgruppe Sanagostino, Casas, Margarido, Marques und Diniz. Für sie sind Balkone geplant, die strahlenförmig in den Grünbereich hineinragen: „Man soll mitten im Grün sitzen, eine Etage sieht auf die Stämme, die nächste auf die Baumkronen.“

Im Bereich der städtischen Grünordnungsplanung war nach einer Gestaltung für den Stadtrand von Malmö gefragt. Passenderweise war es ein schwedisch-deutsches Architektenteam, Eva Tuerks und Magnus Nielsen, das den Übergang zwischen Stadt und Land am besten gestaltete. Man habe die dortige Autobahn als Barriere zwischen Stadt und ländlichem Raum akzeptiert, betonte Eva Tuerks. „Dadurch wird die Stadtsilhouette klar erkennbar.“ Übergänge zwischen den beiden Bereichen sollten Erfahrungswege sein. „Der abrupte Übergang intensiviert die Kontrasterfahrung zwischen Ländlichem und Städtischem.“

Was tun, wenn eine Antwort sehr gut, dabei konventionell ist, eine andere ungewöhnlich, aber nur ein Zwischenstadium aufzeichnet? Die Jury unter dem Vorsitz von Martin Heisig entschied sich, den Preis im Bereich der Landschaftsplanung zu teilen. Dort ging es darum, ein Zukunftskonzept für das Gebiet Schraden in Brandenburg zu entwickeln: Welche Perspektive hat eine Gegend, in der die Landwirtschaft zu 75 Prozent subventioniert wird? In beiden Fällen waren es studentische Ideen, die überzeugten. Der Entwurf von Katja Schlichting und Anke Elsner sieht eine Mischung aus Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus vor, die alle Bereiche miteinander verknüpft. Eigenwillige Wege beschritten Michael Sperber und Carsten Debes mit ihrem Konzept: Keine Einmischung durch die Planer, sondern Eigeninitiative der Betroffenen. „Nur wenn die Bewohner selbst ihre Landschaft gestalten, gibt es eine Chance, dass die Abwanderung der jungen Leute aufhört“, meint Michael Sperber.