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Bald nur noch ein Bild an der Wand

Airbus-Anrainer diskutieren in Neuenfelde über die Nachbarschaft zum Werk. Parallelen zu Altenwerder beschworen. Schutzbündnis ruft zu verstärkten Protesten auf. Die größte Hoffnung der Betroffenen ruht auf den Gerichten

von GERNOT KNÖDLER

Elisabeth Schwartau hat es schon hinter sich. Gabi Quast vom Schutzbündnis für Hamburgs Elbregion hatte die greise Altenwerderin am Mittwochabend zur Erörterung der Frage eingeladen, ob eine gute Nachbarschaft mit dem Airbus-Werk in Finkenwerder möglich sei. Bei der Podiumsdiskussion in Bundts Gartenrestaurant wurde ein weiteres Mal deutlich, wie sich das Werk in den vergangenen Jahren ausgebreitet hat und dass das wohl so weitergehen wird. Von Altenwerder sei nichts geblieben außer ein paar Fotos in der erhaltenen Kirche, warnte Schwartau: „Ich hoffe, dass Neuenfelde nicht eines Tages auch nur noch als Bild an der Wand hängt.“

Peter Bartels vom Schutzbündnis zeichnete die Geschichte der Werks-Expansion nach, einschließlich der scheibchenweisen Bemühungen, die Pisten zu verlängern. Diese gipfelten unlängst darin, dass Rainer Hertrich, der Vorstandsvorsitzende der Airbus-Mutter EADS, dem Senat die Pistole auf die Brust setzte. Vor dem CDU-Wirtschaftsrat sagte der Manager, dass die geplante Auslieferung des A380 in Frage stehe, falls es nicht zu der Verlängerung komme.

Neuenfelde werde platt gemacht werden, prophezeite Manfred Braasch vom BUND allen Beteuerungen von Airbus zum Trotz. „Airbus soll den Rest von seinem Mini-Paket nach Toulouse verfrachten“, forderte deshalb die Finkenwerderin Jeanette Kassin. Für das Päckchen von Produktionsanteilen am A380 lohne sich die Werkserweiterung samt Pistenverlängerung nicht, schimpfte Dagmar Reemtsma, die auf dem nördlichen Elbufer in der Einflugschneise des Flughafens Fuhlsbüttel lebt.

Beim Thema „Nachbarschaft“ fehlte als Ansprechpartner ein Vertreter von Airbus. Die Einladung hatte die Firma an den von ihr initiierten Nachbarschaftsbeirat weitergereicht. Dorthin entsenden die betroffenen Ortsausschüsse Vertreter wie Uwe Hansen. Dieser machte in aller Deutlichkeit seine Grenzen klar. „Was Sie wollen, ist etwas völlig anderes, dabei hilft der Beirat nicht.“ Airbus, allenthalben im Verdacht der Drückebergerei, kündigte gegenüber der taz hamburg an, „zu gegebener Zeit selber zu einer Informationsveranstaltung einzuladen“.

Manfred Brandt aus Moorburg äußerte sein Unverständnis darüber, dass der Nachbarschaftsbeirat nicht von den Nachbarn gewählt werde. Er müsse neu besetzt werden. Für den weiteren Kampf sei es zentral, diejenigen zu unterstützen, „die bereit sind, mit ihrem Eigentum das Gebiet zu verteidigen“. Die rechtliche Auseinandersetzung mit Airbus sei entscheidend. Brandt: „Wenn wir hier gemeinsam keinen Erfolg haben, dann brauchen wir in Zukunft kein Planfeststellungsverfahren mehr.“ Kläger-Anwalt Peter Mohr machte ihm Hoffnung: „Wir stehen vor einem weiteren Baustopp!“

Das Schutzbündnis rief für die nächste Zeit zu vermehrten Protesten auf: So soll die Trauerbeflaggung bis zum 29./30. Mai, wenn der Bürgerschaft das „lex airbus“ vorgelegt wird, beibehalten werden. Für diesen Termin ist auch die Genehmigung einer Mahnwache auf dem Rathausmarkt beantragt. Zusätzlich sollen Abgeordnete und Senatoren mit Briefen und Postkarten bestürmt werden. Einer jungen Frau „von der ÖDP“, der Ökologisch Demokratischen Partei, reichte das nicht: „Extreme Aktionen“ seien nötig, fand sie.

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