Bahnstreiks schlagen bundesweit durch: Nur jeder zweite Zug fährt

In Frankfurt und München müssen Kunden eine Stunde auf ihre S-Bahn warten. In Hamburg fallen zwei Linien ganz aus. Ansonsten fließt es zäh. Erstmals streiken die Lokführer länger als einen Morgen lang.

Streik okay! Aber warum gerade jetzt? Bild: dpa

FRANKFURT ap Der Streik der Lokführer hat den Nah- und Regionalverkehr der Bahn am Donnerstag zu mehr als 50 Prozent lahm gelegt. In Westdeutschland sei am Morgen jeder zweite Zug gefahren, während Ostdeutschland sogar noch stärker betroffen sei, teilte die Bahn AG mit.

Nach vier Monaten Arbeitskampf wollen die Lokführer ihre Arbeit erstmals für 30 Stunden aussetzen. Mehrere tausend Beschäftigte beteiligen sich nach Angaben der Lokführergewerkschaft GDL.

Der Streik begann um 02.00 Uhr bei den S-Bahn-Betrieben in Berlin und Hamburg und erfasste danach Strecken im gesamten Bundesgebiet, wie die Streikleitung der GDL mitteilte. Sie will die Bahn AG dazu bringen, einen eigenen Tarifvertrag für die Lokführer zu vereinbaren. Außerdem werden Verbesserungen bei Einkommen und Arbeitszeit gefordert.

Die stärksten Einschränkungen gab es nach Angaben der Bahn AG in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Bei den S-Bahnen der Großstadtregionen in Berlin und in Westdeutschland sei es jedoch gelungen, den Verkehr halbwegs aufrechtzuerhalten: Trotzdem sind in Hamburg zwei S-Bahn-Linien völlig ausgefallen. Die anderen verkehrten immerhin im 20-Minuten-Takt. Für den Berliner Innenstadtbereich gab die Bahn einen S-Bahn-Takt von zehn Minuten an.

Schwerer noch hatten es die Bahnfahrer in München und Frankfurt: Dort fuhren die S-Bahn nur im Stundentakt. Bei der S-Bahn Rhein-Ruhr gab es einen 30-Minuten-Takt.

"Die Stimmung bei den Kollegen ist sehr gut", sagte Grünwoldt. Nach einem Urteil des Landesarbeitsgerichts Berlin-Brandenburg gebe es "eine wesentlich höhere Streikbereitschaft". Darin sei es der Bahn untersagt worden, streikbereite Lokführer unter Androhung einer Abmahnung zu planmäßigen Einsätzen heranzuziehen. Grünwoldt sagte, der Ausstand habe im Unterschied zu früheren Streiks ohne Druck von Seiten des Arbeitgebers begonnen. "Wir bezweifeln, dass es der Bahn gelingen wird, in sämtlichen Regionen ihren Notfallplan umzusetzen."

Von den 20.000 Lokführern in Deutschland werden nach Angaben der GDL 12.100 im Nah- und Regionalverkehr eingesetzt. Von diesen seien 4.400 Beamte, vor allem in Westdeutschland. Damit gebe es mehr als 7.000 "streikfähige Lokführer", sagte Grünwoldt. Mehr als 80 Prozent seien bei der GDL organisiert. "Wir gehen davon aus, dass unsere Mitglieder sich alle an dem Streik beteiligen", sagte der Gewerkschafter.

Die Bahn teilte mit, der im Internet veröffentlichte Ersatzfahrplan ermögliche den Kunden trotz der Einschränkungen eine verlässliche Planung. Für telefonische Informationen wurde rund um die Uhr eine kostenlose Service-Hotline unter der Nummer 08000 99 66 33 geschaltet.

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