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Bahnen zum BERZum Flughafen so lang wie bisher

Die Anbindung an den künftigen Flughafen BER steht. Viermal pro Stunde fährt ein Zug vom Hauptbahnhof dorthin - auf Umwegen.

Strahlemänner von Bahn und Flughafen mit Wowereit am Donnerstag. Bild: dapd

Es ruckelte und zuckelte noch etwas bei der Enthüllung der Werbetafel, und schließlich mussten Scheren im Hintergrund die Zugkraft der versammelten Prominenz unterstützen: "30 Minuten - so schnell von hier zum neuen Flughafen", war schließlich auf der weißen Säule im Eingangsbereich des Hauptbahnhofs zu lesen. Eine gute Woche vor der Wahl und neun Monate vor der Eröffnung des Flughafens in Schönefeld wollte der Regierende Bürgermeister damit dem Wahlvolk mitteilen: Die Anbindung an den Flughafen steht - und "sie kann sich sehen lassen", wie Klaus Wowereit (SPD) am Donnerstag anmerkte.

Viermal pro Stunde soll ein Zug vom Hauptbahnhof zum Flughafen fahren; zwei Züge fahren jeweils über die Stadtbahn, zwei über den Bahnhof Südkreuz. Die Züge kommen direkt im Terminal an. Mit dem Zug zum Flug: Dieses Motto werde damit Realität, sagte der Chef des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB), Hans-Werner Franz. Einmal pro Stunde soll zudem ein Zug vom Flughafen nach Potsdam fahren. Die Fahrt dauert 42 Minuten, das ist deutlich kürzer als bisher.

Die Züge seien klimatisiert und würden per Video überwacht, sagte Franz. In der Regionalbahn 9 (Hauptbahnhof - Potsdamer Platz - Südkreuz) würden zudem aktuelle Abflugzeiten und Gatenummern auf Bildschirmen angezeigt. Im Terminal halten auch jeweils zwei ICE-Linien von und nach Hannover sowie mehrere Intercity-Züge, darunter eine Linie nach Polen. Die S-Bahn soll im 10-Minuten-Takt verkehren. Eine Fahrt kostet 3 Euro - eine Karte für den ABC-Bereich. "Nur in Singapur ist es billiger", sagte Franz.

Auch mehrere Buslinien fahren Schönefeld an; Flughafenchef Rainer Schwarz sah gar ein "Drehkreuz" für Busse, weswegen künftig von einem "Verkehrshafen" gesprochen werden müsse. Bus und Zug sollen jeweils eine Stunde vor dem ersten Abflug fahren und bis eine Stunde nach der letzten Landung.

Die Schautafeln mit den Fahrzeiten bis zum Flughafen stehen künftig in allen größeren Bahnhöfen. Eine reine Imagekampagne: 30 Minuten braucht die Bahn jetzt schon vom Hauptbahnhof nach Schönefeld. Eine schnellere Verbindung wünschten sich am Donnerstag zwar alle Beteiligten, sie wird aber auf keinen Fall bis zur geplanten Eröffnung des Flughafens am 3. Juni 2012 fertig. Der Bau der sogenannten Dresdner Bahn durch Lichtenrade ist wegen Klagen von Anwohnern auf unbestimmte Zeit verschoben. Gegen eine teurere Tunnellösung sperrt sich die Deutsche Bahn bisher. Ein Planfeststellungsbeschluss sollte eigentlich schon im vergangenen Jahr vorliegen. Für die Grünen ist das Konzept deshalb "verpatzt" und "provinziell".

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4 Kommentare

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  • L
    Lahaine

    Wenn der erste Zug morgens eine Stunde vor dem ersten Flug ankommt, dann nützt das bei interkontinentalen Flügen nichts, da muss man viel früher einchecken.

  • L
    logo

    Nun ja, ein Flughafen, von dem nach Künast doch nur regional geflogen werden soll, ist mit ICE und mehrmaligen RB-Anschluss/h doch reichlich ausgestattet.

    "Provinziell" ist natürlich die passende Ambition.

  • N
    Neuköllner

    Die Grünen nerven. Gerade diejenigen, die einen großen Teil ihrer Wählerschaft stellen, die "Wutbürger", blockieren wie andere Infrastrukturprojekte auch die Dresdner Bahn. Dass die Bahn deshalb nach wie vor eine halbe Stunde zum Flughafen braucht, finden sie dann aber "verpatzt". Ja wat denn nu?

  • F
    Fahrer

    Dass die Fahrt mit der zu den übrigen Zeiten verkehrenden S-Bahn doppelt so lange dauert wird bei der Aktion verschwiegen. Ach ja, ist ja Walkampf.