Bahn-Mitmachaktion der ARD: In der Zeile verrutscht

Der SWR bewirbt eine Mitmachaktion zum Deutschlandticket. Das ist schön, eine Abstimmung zur Reform der Öffentlich-Rechtlichen wäre aber noch schöner.

Eine Regionalbahn

Publikumsdialog: ARD-Mitmachaktion zum Deutschlandticket Foto: Henning Kaiser/dpa

Hoppla, da haben sie in Stuttgart anscheinend etwas missverstanden. Unter dem Hashtag „#besserBahnfahren“ bewirbt der SWR gerade eine ARD-Mitmachaktion zum Deutschlandticket. „Wird das Deutschlandticket eine Verkehrswende einleiten? / Zu­schaue­r:in­nen können Erfahrungen mit Bussen und Bahnen einreichen“, schreibt der Sender, der gerade den ARD-Vorsitz hat.

„Welche Erfahrungen haben die Menschen mit Bus und Bahn? Wie sehr nutzen sie das Deutschlandticket? Kann es eine Verkehrswende einleiten?“, lauten weitere Fragen. So wollen sie bei der ARD mit Unterstützung der Hochschule Karlsruhe und der Uni Konstanz herausfinden, „wie wir den Verkehr in Zukunft so gestalten können, dass er klimafreundlicher wird und die Menschen dennoch mobil bleiben“.

Auf DasErste.de/besserBahnfahren können Use­r:in­nen ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit dem öffentlichen Nahverkehr schildern“ und eigene Beiträge hochladen, schreibt der SWR. Wis­sen­schaft­le­r:in­nen bereiten die Ergebnisse dann auf. In der ARD-Story „Besser Bahnfahren! Was muss sich ändern?“ geht dann noch „ein Reporterteam ausgewählten Meldungen nach und spricht mit der Deutschen Bahn darüber“.

Schönes Projekt. Und fürs Gendern gibt es auch schon mal volle Punktzahl. Aber liebe ARD-Menschen, seid ihr vielleicht in der Zeile verrutscht? Im Medienstaatsvertrag steht zwar was vom Publikumsdia­log. Aber doch nicht über den ÖPNV, sondern beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) selbst! Gefordert wird der „kontinuierliche Dialog mit der Bevölkerung, insbesondere über Qualität, Leistung und Fortentwicklung des Angebots“.

Wo bleibt die Mitmachaktion zur großen Reform?

Wo bleibt also die große ARD-Mitmachaktion zur Reform der Öffentlich-Rechtlichen, Hashtag „#besserFlimmernundRauschen“? Denn viel interessanter ist doch die Frage „Wird die Reformdebatte eine ÖRR-Wende einleiten? Welche Erfahrungen haben die Menschen mit ARD und ZDF? Wie sehr nutzen sie das Deutschlandradio? Oder braucht es andere Angebote, damit die Bür­ge­r:in­nen die Öffentlichen-Rechtlichen wieder lieb haben?“

Klimafreundlicher im übertragenen Sinne muss es schließlich auch für den gerade ziemlich unter Druck stehenden ÖRR werden. Lasst uns also herausfinden, wie wir ihn in Zukunft so gestalten können, dass er akzeptiert wird und die Menschen dabeibleiben. Und ja, dazu sollten Use­r:in­nen auch ihre Erfahrungen und Erlebnisse auf DasErste.de hochladen können. Das wird lustig. Wir freuen uns auch schon auf die ARD-Story „Besser Rundfunken! Was muss sich ändern“, in der ein Reporterteam ausgewählten Meldungen nachgeht und mit allen In­ten­dan­t:in­nen darüber spricht. „Ja“, meint die Mitbewohnerin, „und die Diskussionsrunden bei ‚Anne Will‘ und ‚Maischberger‘ werden toll. Hoffentlich reichen die Stühle für alle In­ten­da­n­t:in­nen“.

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2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"

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