■ Mit Gentechnik im Brot auf du und du: BUND versus Unilever
Berlin (taz) – Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) steigt aus: Noch bevor gestern die Ergebnisse des sogenannten Gen- Dialogs zwischen Umweltschützern und dem niederländisch- britischen Unilever-Konzern präsentiert wurden, hat der BUND seine Mitarbeit aufgekündigt. Das Resultat der Diskussionen sei enttäuschend gewesen, erklärte Dan Leskien, Gentechnikexperte des BUND. Unilever habe keine Kennzeichnungspflicht für genmanipulierte Lebensmittel zulassen wollen und die grundsätzliche Diskussion über Risiken der Gentechnik verweigert.
Vor zwei Jahren hatten der Unilever-Konzern und der BUND die Gesprächsrunde ins Leben gerufen. Daran beteiligten sich unter anderem die Gewerkschaft Nahrung, Genußmittel und Gaststätten (NGG), Verbraucherverbände und der Deutsche Hausfrauen-Bund.
Ursprünglich war als Thema der Einsatz von Gentechnik in Lebensmitteln gedacht. Letztlich ging es aber einzig um das Enzym Xylanase, das in Backmitteln eingesetzt wird. Der Nutzen von Xylanase: Das Enzym macht den Teig geschmeidiger, vergrößert das Volumen und sorgt für eine knusprige Kruste.
„Der Gen-Dialog ist über technische Sicherheitsfragen nicht hinausgegangen“, sagt Dan Leskien. Erhofft hatten sich die Umweltschützer einen grundsätzlichen Streit über Nutzen und Risiken der Gentechnik in Lebensmitteln.
Bündnis 90/Die Grünen hatten bereits zu Beginn der Gespräche davor gewarnt, daß die Verbände „Gefahr laufen, sich zunehmend als Akzeptanzbeschaffer für die Gentechnologie operationalisieren zu lassen“. Die Befürchtungen hätten sich nun bestätigt, so Marina Steindor, Gentechnikexpertin der Bündnisgrünen im Bundestag.
Die anderen Teilnehmer des Gen-Dialog sprachen jedoch in ihrer Abschlußerklärung von einem „lohnenden Experiment“. Die Öffentlichkeit erhalte mehr Information als gesetzlich vorgeschrieben sei. „Der gesamte Diskussionsprozeß um die Sicherheit von Produktion und Produkt (Xylanase) wird öffentlich dokumentiert“, heißt es in der Erklärung. Unilever will die Öffentlichkeit vor einer Markteinführung des gentechnisch hergestellten Enzyms lediglich informieren.
BUND-Experte Leskien teilte den Optimismus des Dialogkreises nicht, daß das Enzym keine gesundheitlichen Folgen für die Verbraucher habe. So gebe es zum Beispiel Untersuchungen, die belegten, daß Bäcker zunehmend an Asthma litten. Dies sei auf die Verwendung von Enzymen zurückzuführen. Die Gefahr werde durch die gentechnische Herstellung von Xylanase nicht geringer. Leskiens Fazit: Hier stehe ein unklarer Nutzen einem nicht kalkulierbaren Risiko gegenüber. Manuela Römer
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