piwik no script img

BIBLIS A LÄUFT WEITER: DABEI KAM ES SCHON VOR 12 JAHREN FAST ZUM GAUEin todsicherer Reaktor

Wie sicher sind Atomreaktoren in Deutschland? Todsicher? Das hessische AKW Biblis A jedenfalls wäre 1988 fast explodiert – nur zwei Jahre nach Tschernobyl ist es auch in der Bundesrepublik beinahe zu einem GAU gekommen. Nur „glückliche Umstände“ verhinderten damals die Katastrophe. Was zunächst niemand würdigen konnte: RWE verschwieg den Störfall zwei Jahre lang. Erst 1990 wurde er bekannt, dann jedoch reagierte der hessische Umweltminister Karlheinz Weimar (CDU) prompt und ohne taktische Rücksichtnahme. Rund 50 Sicherheitsmaßnahmen wurden dem schrottreifen Meiler verordnet. Doch bis heute ist kaum eine davon umgesetzt. Biblis A wurde zum Lehrstück: Nicht nur in der Ukraine sind Sicherheitsstandards für AKWs kaum durchzusetzen.

Auch nicht unter SPD und Grünen, die 1991 in Wiesbaden die Regierung übernahmen. In ihren zwei Legislaturperioden hieß es von Regierungsseite immer wieder, dass RWE „nicht genehmigungsfähige“ Anträge eingereicht habe. Im Gegenzug warf RWE der Landesregierung lapidar vor, die eingereichten Anträge „verschleppt“ zu haben. Daneben beklagten die diversen grünen hessischen Umweltminister (von Joschka Fischer bis Priska Hinz) gerne die „Blockadehaltung“ der diversen schwarzen Bundesumweltminister (von Klaus Töpfer bis Angela Merkel). Politikerwahnsinn also.

Jetzt aber haben wir doch einen grünen Bundesumweltminister? Aber einen schwarzen Atomminister in Hessen. Also bleibt alles beim Alten: Biblis A produziert nicht nur Strom, sondern auch Störfälle in Serie. Gerade wurden Risse an Schweißnähten am Kühlkreislauf entdeckt. Gleichzeitig wird weiter an der Sicherheit gebastelt, aber die entscheidenden – und kostspieligen – Maßnahmen ausgelassen. Fazit: Biblis Block A präsentiert sich heute (fast) noch so wie 1988. Todsicher. Der Meiler muss deshalb umgehend abgeschaltet werden – für immer. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen