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Autos: Halber Sprit

Von heute knapp neun auf vier Liter pro 100 Kilometer: Industrie und Politik zum Handeln aufgefordert

HAMBURG taz ■ Die Autoindustrie nutzt nach Ansicht von Greenpeace bei weitem nicht alle Möglichkeiten, den Benzinverbrauch und den Ausstoß von Kohlendioxid zu verringern. Alle gängigen Serienautos könnten „mit einer bereits existierenden Technik“ schon jetzt mit halb so viel Sprit auskommen, sagte ein Sprecher der Umweltorganisation am Mittwoch in Hamburg.

„Wir brauchen nicht einige Drei-Liter-Autos, der Verbrauch der gesamten Autoflotte soll reduziert werden“, sagte auch Rudolf Petersen vom Wuppertal-Institut für Umwelt, Klima und Energie. Durch die Zulassung immer schwererer und PS-stärkerer Fahrzeuge würden jedoch die bescheidenen Einsparerfolge zunichte gemacht. Bis 2010 werde sich der durchschnittliche Verbrauch deutscher Neuwagen von heute 8,6 Liter nur auf 7 Liter reduziert haben.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der tatsächliche durchschnittliche Kraftstoffverbrauch der deutschen PKW-Flotte kaum verändert, er liegt wie zu Beginn der Sechzigerjahre zwischen 9 und 10 Liter je 100 km, heißt es in der Greenpeace-Wuppertal-Studie. Sparsame Technik wurde durch mehr PS, höheres Tempo und Gewicht kompensiert. Berücksichtigt man die gesunkene Auslastung der Fahrzeuge, so ist der Energieverbrauch je geleistetem Personenkilometer im motorisierten Individualverkehr in den vergangenen 25 Jahren um mehr als die Hälfte angestiegen.

Als „Augenwischerei“ bezeichnete Wolfgang Lohbeck von Greenpeace „sparsame Vorzeige- Kleinwagen und Zukunftsträume von Wasserstoffautos“. Fahrzeuge wie der VW Lupo, der als erstes Drei-Liter-Auto der Welt gilt, seien auf Grund des Preises offenbar nicht dazu konzipiert, den breiten Markt zu erobern, sagte Lohbeck. Es handle sich lediglich um „Appetithäppchen“ der Hersteller. Der Umstieg auf Wasserstoffantrieb nannte Lohbeck „eine Illusion, die noch 10 bis 15 Jahre keine Chance auf dem Markt hat.“

Greenpeace und das Wuppertal Institut forderten die Industrie auf, die vorhandene Technik zu nutzen. So könne der Verbrauch aller Automodelle in Deutschland auf vier Liter gesenkt werden. Langfristig seien sogar die Potenziale für eine Reduzierung des durchschnittlichen Kraftstoffverbrauches von Mittelklasse-PKW auf 1 Liter je 100 km gegeben. Zugleich müsse die Bundesregierung mehr steuerliche Anreize für sparsame Autos und verbindliche CO2- Grenzwerte auf EU-Ebene für alle Neuwagen durchsetzen.

Studie im Internet: www.greenpeace.de im Unterordner Kampagnen/Verkehr/Sparmobile; Wuppertal-Institut: www.wupperinst.org

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