Autopsie des Eisbärs: Knut fiel nicht umsonst ins Wasser

Berlins Liebling im Zoo ist an einer Hirnentzündung gestorben. Schuld war ein Infekt.

Er war so süß: Zeichen der Trauer um Knut. Bild: dapd

Das Video von Knuts Tod ging um die Welt. Es zeigt, wie der Eisbär auf einem Felsen im Zoo um sich selbst kreist, das Gleichgewicht verliert, ins Wasser stürzt und ertrinkt. Das war vor zehn Tagen. Nun haben die Mitarbeiter des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung das vorläufige Sektionsergebnis vorgestellt: "Knut ist ertrunken aufgrund einer Gehirnentzündung, die mutmaßlich auf eine Infektion zurückgeht", sagte der Direktor des Instituts, Heribert Hofer, am Freitag vor Journalisten.

Allzu viel war in den Medien über die Gründe für das plötzliche Ableben des Publikumslieblings spekuliert worden. Von einem epileptischen Anfall war die Rede, von einer Hirnerweichung infolge BSE oder von Stress, weil er von den drei weiblichen Eisbärinnen im Gehege gemobbt wurde. Nichts von alldem ist wahr.

Vor allem der Direktor von Tierpark und Zoo, Bernhard Blaszkiewitz, musste sich in den letzten Tagen rechtfertigen. Fünf Pathologen und Veterinärmediziner beiderlei Geschlechts hatte er bei der Pressekonferenz im Schloss Friedrichsfelde im Tierpark aufgefahren. Blaszkiewitz, der schon zu Knuts Lebzeiten in der ihm eigenen Art anzumerken pflegte, dass es sich um ein Tier und keinen Menschen handele, verfolgte die Reden größtenteils stumm, mit vor der Brust verschränkten Armen.

Man habe Tag und Nacht gearbeitet, sagte Heribert Hofer vom Leibniz-Institut. Aber auch "bei berühmten Patienten" dauerten die Untersuchungen ihre Zeit. Fast das gesamte Gehirn sowie Teile des Rückenmarks seien von dem Erreger betroffen. Die entzündeten Nervenzellen hätten ein "elektronisches Gewitter" in seinem Gehirn entzündet und zu den Spasmen geführt. Knut sei ertrunken, daran ließen die in seiner Lunge gefundenen Pflanzenpartikel keinen Zweifel.

Auch wenn er nicht ins Wasser gefallen wäre, wäre er bald verendet, versicherten die Wissenschaftler. Um was für einen Erreger es sich handelt, sei unklar. "Tollwut, Staupe, BSE, Toxoplasmose und Trichinen sind es nicht." Man werde die Untersuchungen fortsetzen. Die bisherigen Kosten bezifferte er im oberen vierstelligen Bereich.

Der Leiter des Naturkundemuseums kündigte an, dass Knut als so genannte Dermoplastik in eine Ausstellung zum Klimawandel integriert werden soll. Der Zoo will eine Bronzeplastik aufstellen. Einen Nachbau von seinem Schädel gibt es schon.

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