piwik no script img

Autoindustrie sucht neue MärkteEuropa kriselt, Weltmarkt boomt

Mit der Krise im Süden Europas bricht auch der Absatzmarkt für deutsche Autos zusammen. Die Industrie setzt nun auf Käufer in China und den USA.

Die Autos werden gebaut, jetzt müssen nur noch Käufer her. Bild: dpa

BERLIN taz | Die deutsche Automobilindustrie kompensiert die einbrechende Nachfrage in West- und Südeuropa durch steigende Absätze in den USA und China. Dennoch belastet die Eurokrise auch hierzulande das Geschäft. Auch wenn ein Absturz wie im Krisenwinter 2008/2009 „nicht in Sicht“ sei, wie der Chef des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, am Dienstag in Berlin erklärte.

Kurz zuvor hatten schlechte Nachrichten aus der stark konjunkturabhängigen Lkw-Branche Sorgen bereitet. Der Lkw-Konzern MAN hatte am Dienstag wegen sinkender Nachfrage für Januar Kurzarbeit an zwei großen Standorten angekündigt. In München sind davon 3.500, in Salzgitter 1.800 Beschäftigte betroffen. Zuvor hatten schon andere Fahrzeughersteller und Zuliefererfirmen die Produktion gedrosselt.

Nach Schätzung des Verbandes werden die Pkw-Neuzulassungen deutscher Hersteller im Inland 2012 auf Jahressicht um etwa zwei Prozent auf rund 3,1 Millionen Fahrzeuge sinken. Für 2013 sei mit einem noch geringeren Absatz von etwa drei Millionen Neuwagen zu rechnen. Die Eurokrise und die hohen Benzinpreise dämpften die Lust der Verbraucher, neue Autos zu kaufen.

Vor allem in Frankreich, Spanien und Italien verzeichnen die Hersteller drastische Absatzeinbußen. Insgesamt sinkt die Zahl der verkauften Fahrzeuge in Westeuropa innerhalb eines Jahres um neun Prozent auf 11,7 Millionen Autos in diesem Jahr.

In China und in den USA steigt der Autoabsatz hingegen. „Außerhalb Westeuropas erleben wir eine sehr dynamische Automobilkonjunktur, an der die deutsche Automobilindustrie überproportional teilhat“, sagt Wissmann. In beiden Ländern wachse der Marktanteil der deutschen Konzerne, in China liege er bei 22 Prozent, in den USA bei 12,5 Prozent. Der deutsche Anteil am Weltmarkt für Pkw liege bei rund einem Fünftel. Bei der Premiumklasse erreiche er 80 Prozent. Weltweit rechnet der VDA für 2013 mit einem Pkw-Absatz von rund 70 Millionen Fahrzeugen, nach 68 Millionen in diesem Jahr. Im Jahr 2020 könnten es 90 Millionen Autos sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • WW
    Wolfgang Werkmeister

    Der europäische Autoabsatz schwächelt: Früher hieß es, wenn ein Boom in der Bauwirtschaft Risse bekommt, ist der Abschwung nicht mehr weit. Das zyklische Blatt wendet sich. Heute verrät uns die Autoindustrie den Zeitpunkt, an dem an den Märkten Sättigung eintritt. Schwächelnde Produktion in China, Rezession in den Peripherieländern Europas. Eine Weltwirtschaft am zyklischen Scheideweg? Und schon melden sich weitere Warnsignale. Bosch geht in den Rückwärtsgang, Löwe begibt sich in das Insolvenzverfahren. Der Raubeinkapitalismus fährt die Krallen aus. Da wäre es nicht verwunderlich, wenn auch die Aktienbörsen am oberen Wendepunkt im mittelfristigen Zyklus angekommen sind. Wenn die Autoindustrie beginnt, nach einem Hype auf Halde zu produzieren und Zusatzschichten passe sind, droht ein Krisenherbst. Keine guten Aussichten für die Gesamtwirtschaft. Wolfgang Werkmeister, Buchautor, Eschborn

  • N
    Nuriel

    Auch die Autoindustrie muss sich anpassen. Die Märkte verschieben sich wie bereits angesprochen von Europa nach Asien wo nach wie vor Wachstum zu erwarten ist. Unternehmen wie z.B. der deutsche Zulieferer Schaeffler haben dies bereits erkannt und fokussieren ihre Investments auf Asien und Amerika um einbrechende Zahlen in Europa zu kompensieren.

  • AW
    Armin Wachtler

    Autobauer und Lieferanten sind gezwungen in den Wachstumsmärkten wie China und Indien zu investieren! Die Schaeffler Gruppe macht das schon seit längerer Zeit mit Erfolg! Millionenbeträge werden in neue Werke in Indien und Brasilien investiert um weiterhin Konkurrenzfähig zu bleiben.

  • JK
    Juergen K.

    China hat unermessliche Mengen an praktisch

    wertlosen Amerikanischen Dollars.

     

    Hole mer se rübba !

     

    Die

     

    Dollars,

    Schuldscheine,

    Kreditnachweise eines bankrotten Erdteils.

     

    Für schöne Autos.

  • M
    mimi-kri

    @Karin Haertel:

    Hier in ..utschl... werden kaum noch Autos und Zubehör hergestellt!

     

    Und wenn - gäbe es gerade dann im Bereich der umweltgerechten Fortbewegungsmittel und in der Umwelttechnik viele bessere Alternativen, die jede Menge Arbeitsplätze erfordern!

     

    Autofahren ist noch viel zu billig, gemessen an den realen Volksschäden die dadurch angerichtet werden!

     

    Nicht so kurzsichtig denken!

  • A
    Automobilfaschismus

    Es ist gerade mal 15 Jahre her, als in Guatemala ein Vulkan mit Regenwasser voll lief und anschliessend Tausende Menschen elendig ersäufte. Die Ursache war Hurrikan Mitch, der erste Völkermord durch die klimakillende Klasse der bereiften Mörder und anderer Vergaser.

    Es ist schlichtweg das perfekte Verbrechen, daß 15 Jahre später Autos immer noch erlaubt sind und das aus schierer Dekadenz.

  • KH
    Karin Haertel

    Die Autoversicherung wird immer teurer, die Steuer sowieso, Benzin ist - wie auch Strom un GAS -nicht mehr bezahlbar, der Reifenwechsel wird auch drastisch teurer, also warum sollte ich nun ein ebenfalls voellig uberteuertes Auto kaufen? Autobesitzer werden in Deutschland abgezockt und sind selbstvertaendlich an allen Katastrophen in der Welt schuld. Ich hab es so satt zur Buhfrau der Nation gemacht zu werden. Ihr Autohasser werdet euch noch wundern wenn Millionen Arbeitslose aus der Automobilindustrie euch ueberrennen und auf der Tasche liege.

  • 1
    1,7t

    Würde gerne ein Auto kaufen. Fahre Kurzstrecke. Wie steht es um die Zukunftssicherheit beim Benziner bzgl. Partikelfilter? Partikelfilter sind wohl auch beim Diesel nicht ausgereift.

     

    Dann noch das Gewicht heutiger Fahrzeuge und deren Preis kombiniert mit wenig Kulanzbereitschaft bei Verschulden des Herstellers, z. B. VW-1,4 TSI Motor Stichwort "Steuerkette".

     

    Ich warte lieber ab. Auf steigende Benzinpreise, mal sehen, wie wichtig dann noch der Komfort ist.