Autohochzeit besiegelt: Fiat holt sich Chrysler
Die Fiat-Aktionäre genehmigen die Übernahme von Chrysler. Der Zukauf hat für den italienischen Konzern vor allem einen Vorteil.
BERLIN taz | Die Fusion der Autobauer Fiat und Chrysler ist nach der Zustimmung der Fiat-Aktionäre perfekt. Bei der gestrigen Aktionärsversammlung in Turin stimmten die Anwesenden mit der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit für die Übernahme des US-Autobauers.
Mit dem Zukauf von Chrysler schafft es Fiat, seine Verlustgeschäfte auszugleichen: Im vergangenen Quartal verbuchte das Unternehmen einen Nettogewinn von 175 Millionen Euro. Das lag aber vor allem daran, dass der Chrysler-Gewinn ab Januar voll Fiat zugerechnet wird. Analysten hatten allerdings mit fast doppelt so viel Überschuss gerechnet.
Der Fiat-Vorstandsvorsitzende Sergio Marchionne hatte seit Jahren die Fusion zwischen dem Fiat-Konzern und dem zuvor insolventen Chrysler hingearbeitet: Nachdem Fiat zunächst nur Anteile übernommen hatte, kaufte der Konzern im Januar 2014 Chrysler komplett.
Nun entsteht ein neuer transatlantischer Auto-Konzern mit dem Namen Fiat Chrysler Automobiles (FCA), der nach niederländischem Recht organisiert ist. Das Vorstandsbüro soll aus steuerlichen Gründen nach London umziehen. Damit verlässt Fiat nach 115 Jahren die Stadt Turin, dessen Bild der Konzern mitgeprägt hat. Außerdem sollen die Aktien des fusionierten Unternehmens neben der Mailänder auch an der New Yorker Börse NYSE gehandelt werden.
Fiat will Engagement in Italien aufrechterhalten
Die Verunsicherung der Angestellten über den Umzug des Unternehmens, hatte Fiat dazu veranlasst, auf seiner Homepage klarzustellen, dass Fiat Italien nicht vollständig verlasse und dass die Aktivitäten des Konzerns im Lande und sein Engagement nicht aufhören werden.
"Wir können uns nicht mehr den Luxus leisten, unsere Geschäfte nur mehr im Rahmen unserer traditionellen Grenzen oder unseres lokalen Standortes zu betrachten", sagte Marchionne bei der Aktionärsversammlung. Weitere große Ziele will Marchionne verfolgen: Bis 2018 soll FCA 7,5 Millionen Autos jährlich verkaufen. Bis dahin will Marchionne 55 Milliarden Euro ins Unternehmen zu investieren.
Die italienische Tageszeitung Il Fatto Quotidiano berichtete indes, dass laut einer Studie der Bank Mediobanca der Umzug Fiats in die Niederlande dem Staat Italien 7,1 Prozent seines Bruttoinlandproduktes kosten wird, was einen herben Verlust in Zeiten schwachen Wachstums darstelle.
In der Turiner Tageszeitung La Stampa lobte der Ökonom Giuseppe Berta von der Mailänder Privatuniversität Bocconi dagegen die Fusion und den Umzug, da sie neue Perspektiven für den Konzern und das gesamte Land eröffneten. Kein Wunder - schließlich gehört die Tageszeitung der Fiat-Gruppe.
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