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Schwachstelle in Auto-TechnologieFerngesteuert in den Straßengraben

Forscher zeigen, wie sich Autos von Fiat-Chrysler hacken lassen – wenn es bei der Sicherheit hapert. Sind die fahrenden Rechenzentren in Gefahr?

Unhackbar: uralter Chryler. Foto: ap

Frankenthal taz | Am Ende landet der Jeep Cherokee im Straßengraben. Und das ganz ohne Unfall oder Trunkenheit am Steuer. Verantwortlich zeichnen stattdessen Wissenschaftler, die per Funk die Steuerung des Fahrzeugs manipuliert haben – mit Wissen des Fahrers.

Autos gleichen heutzutage fahrenden Rechenzentren. Pro Tag produziert ein BMW 40 Gigabyte Daten. Die Daten sind Voraussetzung für die geplante fahrerlose Steuerung.

Die Wissenschaftler Charlie Miller und Chris Valasek nutzten laut einem Bericht des US-Magazins Wired für ihren Angriff eine Schwachstelle aus, die auch dem Hersteller bis dahin nicht bekannt war. Eigens dafür entwickelten sie im vergangenen Jahr eine Schadsoftware, mit der sie das Fahrzeug über das Internet angreifen konnten.

Die Achillesferse scheint dabei eine Schnittstelle zu sein, mit deren Hilfe der Hersteller Fiat Chrysler seine Fahrzeuge mit dem Internet verbindet – zwecks Unterhaltung, Navigation und Telefonaten. Betroffen seien aber nicht nur der Jeep Cherokee, sondern auch andere Fahrzeuge, auch Lkws. Insgesamt sollen 471.000 Fahrzeuge, die zwischen Ende 2013 und Anfang 2015 hergestellt wurden, angreifbar sein. Jeeps auf dem europäischen Markt seinen aber nicht betroffen, versicherte Fiat Chrysler zudem der Deutschen Presse-Agentur.

Zugriff auf das Auto-interne Computernetz

Zur Vernetzung seiner Fahrzeuge kooperiert Chrysler mit dem Telekommunikationsunternehmen Sprint. Mit seinem Smartphone konnte Forscher Chris Miller eine Fahrzeugliste mit deren GPS-Standorten aufrufen – einschließlich Fahrzeug-Identifikationsnummern, Marke, Modell und IP-Adresse.

Mit diesen Informationen griffen Miller und Valasek auf die Software eines Chips des Unterhaltungssystems zu und schrieben sie heimlich um, um den Schadcode zu installieren. So erhielten sie Zugriff auf das Auto-interne Computernetz. Das wiederum ist verbunden mit den Rädern, den Bremsen, dem Motor und dem Getriebe.

Die Forscher kündigten an, zur US-Sicherheitsmesse „Black Hat“ im August Teile ihrer Schadsoftware im Internet zu veröffentlichen – und ernteten dafür Widerstand von Chrysler. Nachahmer hätten es nach Meinung der Wissenschaftler dennoch schwer, Chrysler-Fahrzeuge in Bedrängnis zu bringen: Erstens wollen Miller und Valasek den Teil zur Manipulation des Chips von der Veröffentlichung aussparen und zweitens haben sie vor neun Monaten den Hersteller über ihre Erkenntnisse informiert.

Allerdings muss die Lücke mit Hilfe von Software beim Händler vor Ort gestopft werden – dazu wurden die Kunden am 16. Juli angeschrieben.

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4 Kommentare

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  • Jaja Nimrod auffe Pirsch -

    mal wieder volle Lotte an Baum &

    innen Graben!

     

    War es nicht John von Neumann -

     

    Der vor Jahrendenn unter mathematisch-

    wie systemimmenten Belegen -

    heftigst und öffentlich dagegen

    polemisierte -

    Raketen- wie deren Abwehrsysteme

    rein computergebased zu installieren!

     

    So alte Schlachtrösser wie

    Erwin Chargaff & Jöhten -

    an den kaskadisch strömenden Wassern der unendlich&wachsenden Wissensströme -

    Will ich da mal glatt auf ihren

    Wolken sich was auch immer wohlverdient schaukeln lassen;)

     

    …&Danke für den Fisch - öh im Gehölz!

    • @Lowandorder:

      Ge nau -

       

      Immer nich am Meer.

  • Geheimdienstler - und andere Verbrecher, die auf ähnlicher Geschäftsgrundlage arbeiten - wissen das längst. Oder ist der mysteriöse "Autounfall" des Investigativjournalisten Michael Hastings, der McCrystal zu Fall brachte, Petreus' Scheitern beim "nation building" in Irak und afghanistan entlarvte und zuletzt über CIA-Chef Brennan recherchierte, schon vergessen? Selbst Wikipedia, kein Medium von Verschwörungstheoretikern, räumt den Zweifeln an einem "natürlichen Tod" erstainlich viel Platz ein: https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Hastings_%28Journalist%29

  • Das zum Thema "autonomes Fahren" mit vernetzten Autos.

    .

    Wer glaubt, Software die Netzschnittstellen hat liese sich als Massenprodukt sicher machen, glaubt auch an den "Nikolaus"!

    .

    Soft- und Harware können genau wie Mechnik versagen. Im Einzelfall oder mit einem Serienfehler. Aber wenn sie dann mit dem Netz verbunden sind, wird es fast kriminell!

    .

    a. Es darf KEINE pysikalische Verbindung zw. dem internen Entertaitment- und dem Steuerungsnetz im Auto geben. (Der Entertaitment- Kommunikationsteil ist voll von unkalkulierbareb Risiken)

    .

    b. Modifikationen am Steuerungenetz usw. dürfen NUR mit ausdrücklicher autorisierung durch den Fahrer,Eigentümer usw. mit mehrfach gesicherten Zugangsberechtigung möglich sein. Einen Netzzugriff wärend der Fahrt schliesst diese Forderung aus.

    .

    c. Von Datenschutz, wem gehören die Daten, usw will ich gar nicht erst anfangen

    .

    Nur so und mit einer komplexen Test-,Prüf und Zulassungsroutine (vergleiche Flugzeuge aber nicht was die FAA dort bei IT in Passagiermaschinen macht, das ist auch grauselig) könnte IT@Software im Auto auf den Sicherheitsstandard kommen, den GESTERN mechanische Autos wohl hatten.

    .

    Meint

    Sikasuu