Autobomben-Anschlag in Beirut: Anti-Terror-Ermittler getötet
Bei einem Terror-Anschlag in Beirut wurden mindestens sechs Menschen getötet. Darunter ist auch ein wichtiger Ermittler im Mordfall des Ex-Regierungschefs Rafik Hariri.
BEIRUT ap/dpa Zum zweiten Mal in zehn Tagen ist die libanesische Hauptstadt Beirut von einem Terroranschlag erschüttert worden: Bei der Explosion einer Autobombe wurden am Freitag nach Polizeiangaben mindestens sechs Menschen getötet, unter ihnen der oberste Anti-Terror-Ermittler des Landes, Hauptmann Wissam Eid. Er war an der Untersuchung des Anschlags auf den früheren Regierungschef Rafik Hariri beteiligt, in den der syrische Geheimdienst verwickelt gewesen sein soll.
Eid kam nach Angaben eines Regierungsmitglieds von einem Treffen mit der UN-Kommission, die das Hariri-Attentat von 2005 untersucht. Im christlichen Stadtteil Hasmieh, am östlichen Rand von Beirut, explodierte in unmittelbarer Nähe seines Wagens eine Autobombe. Fernsehbilder zeigten, wie Flammen in den Himmel schossen und mehrere Autos erfassten. Die Wucht der Detonation riss einen zwei Meter breiten und einen Meter tiefen Krater in den Boden. Bei der Explosion wurden 38 Menschen zum Teil schwer verletzt. Die Opferzahl schwankte anfangs, da mehrere Körper zerfetzt worden waren. Ein Toter konnte zunächst nicht identifiziert werden.
Der Polizeioffizier Eid hatte zwei frühere Attentatsversuche überlebt, wie Innenminister Hassan Sabnei dem Fernsehsender LBC mitteilte. Eid sei "einer unserer wichtigsten Beamten der Geheimdienstabteilung" gewesen, sagte Sabnei. Die Angreifer hätten versucht, "das Rückgrat des libanesischen Staates zu treffen, das die Sicherheit ist". Der libanesische Polizeichef, Brigadegeneral Aschraf Rifi, sagte, Eid habe mit sehr wichtigen Akten zu tun gehabt, darunter Unterlagen zu früheren Anschlägen.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte den Bombenanschlag scharf. Die Bundesregierung trete der dahinter stehenden Absicht, den Libanon politisch zu destabilisieren und eine Eskalation der Gewalt herbeizuführen, in aller Entschiedenheit entgegen, erklärte Steinmeier am Freitag in Berlin. Die amtliche syrische Nachrichtenagentur zitierte einen ungenannten syrischen Beamten mit den Worten, der Anschlag bedrohe die Sicherheit und Stabilität des Libanon.
Die Detonation war überall im Zentrum von Beirut zu hören. Der Libanon ist in den vergangenen Jahren immer wieder von Anschlägen erschüttert worden. Zuletzt starben im Januar bei einem Anschlag in der Nähe eines Fahrzeugs der US-Botschaft drei Passanten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!