Autobahn A 100: Mit dem Bass gegen den Beton
Der Ausbau der A 100 bedroht Anwohner:innen und Clubs. Das Bündnis „A 100 wegbassen“ ruft am Samstag zur Demo gegen die Autobahn auf.

Während andere europäische Metropolen wie Barcelona oder Amsterdam versuchen, den Autoverkehr aus ihren Stadtzentren herauszudrängen, baut Berlin eine Autobahn durch das Herz der Stadt. „Das ist eine rückwärtsgewandte verkehrspolitische Katastrophe“, findet Briti Beneke von der Bürger*innen-Initiative A 100. Wenn Infrastruktur für eine bestimmte Art gebaut werde, sorge das dafür, dass auch mehr Menschen mit dem Auto fahren, anstatt den ÖPNV zu nutzen. „Gerade in Zeiten der Klimakrise ein absolutes Unding“, so Beneke.
„Es ist hochproblematisch, wenn durch eine funktionierende Stadt, durch funktionierende Kieze so eine Betonschneise geschlagen wird, die im Übrigen ausschließlich für motorisierten Verkehr erlaubt ist“, sagt die Aktivistin. Das sei besonders schade, weil die Stadt den Platz eigentlich für den sozialen Wohnungsbau brauche – und für die Kultureinrichtungen, die dort bereits entstanden sind. Denn der Autobahn müssten mehrere Clubs weichen, die maßgeblich zur Berliner Clubkultur beitragen, welche zum immateriellen Unesco-Weltkulturerbe zählt.
Der 17. Bauabschnitt soll vom Treptower Park bis zur Storkower Straße verlaufen. Durch dessen Bau, mit dem 2030 begonnen werden könnte, würden das about blank, der Club Ost, das Oxi, das Void, die Else und die Renate sowie mehrere Bars verloren gehen.
„Völlig falsche Priorität“
Auch die Berliner Linkspartei unterstützt die Forderung von „A 100 wegbassen“ nach einem sofortigen Stopp des Autobahnausbaus: „Wir brauchen dringend Grünflächen, Wohnungen und Räume für Kultur, Städte müssen mehr sein als Beton und Autos – es geht um Lebensqualität“, sagte der Landesvorsitzende Maximilian Schirmer. Das Vorhaben zeige eine „völlig falsche Priorität in einer Zeit, in der bei Jugendarbeit, bei Schuldnerberatungen und in der Obdachlosenhilfe gespart wird“, so Schirmer.
Noch könne der Ausbau gestoppt werden, glaubt Briti Beneke. Derzeit gebe es noch keine Planfeststellung, und auch die seit zwei Jahren laufende Trassenuntersuchung sei noch nicht abgeschlossen.
Umso wichtiger sei es, dass am Samstag viele Menschen zur Demonstration an der Ecke Elsenstraße/Puschkinallee kommen. Ab 14 Uhr gibt es dort ein kinderfreundliches Protestfest, von 17 bis 22 Uhr ist ein Rave angemeldet. „Je mehr Leute auf der Straße sind, desto mehr Druck gibt es natürlich auch auf die Politik“, sagt Beneke.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!