Auto fährt in Menschenmenge: Eine Tote, mehrere Schwerverletzte

In Berlin ist am Mittwoch ein Auto in eine Menschengruppe gefahren. Ein 29-Jähriger wurde festgenommen.

Feuerwehrmänner an einem Unfallort

Einsatzkräfte kümmern sich am Unfallort in Berlin um die Verletzten Foto: Michael Sohn/Ap

BERLIN dpa/afp | Auf der beliebten Einkaufsmeile nahe der Berliner Gedächtniskirche ist ein Auto in eine Menschengruppe gefahren – eine Frau starb, drei weitere Menschen erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Weitere drei Menschen wurden schwer verletzt, wie ein Feuerwehrsprecher am Mittwoch sagte. Bei der getöteten Frau handelt es sich um eine Lehrerin aus Hessen, die mit einer Schulklasse zu Besuch in der Hauptstadt war, so Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Ob Schüler verletzt wurden, war zunächst noch unklar. Bei dem Vorfall am Ku'damm und der Tauentzienstraße wurde außerdem eine zunächst unbekannte Anzahl von Menschen leicht verletzt. Bei den Opferzahlen gab es teils noch widersprüchliche Angaben. Die Polizei sprach von insgesamt mehr als einem Dutzend Verletzten.

Der Fahrer wurde vorläufig festgenommen. Er sei zunächst von Passanten festgehalten worden, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz am Vormittag vor Ort. Der Mann – laut Polizei ein 29 Jahre alter, in Berlin lebender Deutsch-Armenier – soll um 10.26 Uhr in die Personengruppe gefahren sein. Die Polizei prüfte, ob es sich um einen Unfall, einen medizinischen Notfall oder um eine vorsätzliche Tat handele.

Kein „richtiges Bekennerschreiben“ zu Vorfall mit Auto

Berlins Innensenatorin Spranger (SPD) hat Meldungen über ein im Fahrzeug entdecktes Bezichtigungsschreiben zurückgewiesen. „Ein richtiges Bekennerschreiben gibt es nicht“, sagte sie am Mittwoch nach einem Besuch am Ort des Geschehens. In dem Auto seien jedoch Plakate mit Äußerungen „über die Türkei“ entdeckt worden. Zu weiteren Einzelheiten machte die Innensenatorin zunächst keine Angaben.

„Wir müssen in alle Richtungen ermitteln“, betonte Spranger. Das können Stunden oder Tage dauern. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), die mit der Senatorin die Einsatzstelle besuchte und dort anschließend mit Journalisten sprach, warnte vor Spekulationen. Die Berliner Polizei werde „seriös ermitteln“ und alle Erkenntnisse umgehend veröffentlichen. Es sei noch nicht genau bekannt, welche Motivation hinter dem Vorfall stehe, betonte sie. „Es wird in allen Richtungen ermittelt.“

Überblick aus der Luft

Der Unfallort befindet sich unweit der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg. Dort war im Dezember 2016 ein islamistischer Attentäter in einen Weihnachtsmarkt gefahren. Damals starben zwölf Menschen, mehr als 70 wurden verletzt.

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sagte den Betroffenen Unterstützung zu. „Wir werden alles dafür tun, den Betroffenen zu helfen.“ Ebenso werde alles dafür getan, den Hergang aufzuklären. „Wir wissen, dass wir eine Tote und zehn Schwerverletzte haben.“ Sie wollte sich am Nachmittag auch ein Bild von der Lage vor Ort machen. „Jetzt ist es erstmal wichtig, dass die Verletzten versorgt werden.“ Zudem brauchten die Angehörigen, die unter Schock stünden, Hilfe und Beistand.

Am Mittwochvormittag war die Polizei nach eigenen Angaben mit circa 130 Kräften im Einsatz, mit einem Hubschrauber verschafften sich die Beamten einen Überblick aus der Luft. Das Areal war großflächig abgesperrt. Es waren mehrere Krankenwagen und Polizeiautos vor Ort. Die Polizei rief die Menschen dazu auf, keine Bilder vom tödlichen Vorfall an der Einkaufsstraße im Internet zu posten.

Zwei Stunden nach dem tödlichen Vorfall machte sich Polizeipräsidentin Barbara Slowik vor Ort einen Eindruck von dem Geschehen. Slowik sprach mit Polizisten und ließ sich den Ablauf schildern.

Anziehungspunkt für Touristen

In Berlin weckt der Vorfall auch Erinnerungen an den Tod von vier Menschen im Bezirk Mitte im Jahr 2019: Ein Mann war damals mit seinem schweren Wagen von der Invalidenstraße abgekommen. Der SUV überschlug sich und tötete auf dem Gehweg einen Dreijährigen und seine Großmutter sowie zwei Männer. Im Februar 2022 war der Fahrer zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Er war trotz einer Epilepsie-Erkrankung und einer Gehirnoperation einen Monat vor dem Unfall Auto gefahren.

Die Gegend, in der sich der tödliche Vorfall ereignete, ist wegen der vielen Geschäfte, Cafés und Sehenswürdigkeiten oft sehr belebt. Sie ist ein Anziehungspunkt für Touristen aus dem In- und Ausland. In der Nähe befinden sich zum Beispiel der Zoologische Garten, der Bahnhof Zoo und das Kaufhaus des Westens (KaDeWe).

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