Auswirkungen von La Niña in Argentinien: Homeoffice wegen Hitzewelle
Argentinien misst die zweithöchste Temperatur seit Beginn der Aufzeichnungen. Um Strom zu sparen, schickt Präsident Fernández die Menschen nach Hause.
Und weil alle verfügbaren Klimaanlagen auf Hochtouren liefen, wurde mit über 28.000 Megawatt ein neuer Landesrekord beim Stromverbrauch registriert. Der befürchtete Blackout blieb jedoch aus. Das Versorgungsnetz hatte weitgehend standgehalten. Lediglich 150.000 Haushalte in und um die Hauptstadt waren für einige Stunden ohne Strom.
Im Gegensatz zu den 700.000 Haushalten, die am Dienstag bei knapp über 41 Grad Hitze ohne Energie auskommen mussten. Eine überlastete Hochspannungsleitung hatte sich auf einen Wifi-Mast gelegt und so einen folgenreichen Kurzschluss ausgelöst. In ganzen Vierteln von Buenos Aires ging stundenlang nichts mehr.
Damit sich dies nicht wiederholt, hatte Präsident Alberto Fernández den Staatsangestellten zwei Tage Arbeit im Homeoffice verordnet. In den öffentlichen Gebäuden sollte der Stromverbrauch reduziert werden. Zugleich vereinbarte die Regierung mit den großen Industriebetrieben den Verbrauch zwischen 13 und 16 Uhr einzuschränken. „Mit den Großverbrauchern wurde vereinbart, den Energieverbrauch gerade in den Spitzenzeiten zu reduzieren“, erklärte Energieminister Darío Martínez.
Wetterphänomen La Niña
Für die bereits länger anhaltende Trockenperiode wird das Wetterphänomen La Niña verantwortlich gemacht, das in Südamerika in den Monaten Dezember bis März nur geringe Niederschläge bringt. Verschärft wird die aktuelle Lage durch heiße Luftmassen, die sich aus dem Norden in südöstlicher Richtung bewegen. La Niña sorgte auch in den Jahren 2009, 2012 und 2018 für langanhaltende Trockenphasen.
Wegen des ausbleibenden Regens senkte die Getreidebörse in Rosario bereits ihre Prognosen für die kommende Ernte. Statt der ursprünglich vorhergesagten 56 Millionen Tonnen Mais werden nunmehr nur 48 Millionen Tonnen erwartet. Die Aussicht für die Sojabohnenproduktion wurde von 45 auf 40 Millionen Tonnen gesenkt. Nach den aktuellen Weltmarktpreisen ist das ein Verlust von rund 4,5 Milliarden Dollar, die das hochverschuldete Land dringend bräuchte.
Inzwischen geht die Furcht vor dem Dürregespenst von 2018 um. Wegen der damals langanhaltenden Trockenperiode hatte Argentinien einen Ernteverlust von rekordverdächtigen 30 Millionen Tonnen Sojabohnen und Mais erlitten. „Der gravierende Wassermangel in den Provinzen Santa Fe, Córdoba, Buenos Aires und Entre Ríos lassen daran zweifeln, dass die für den kommenden Sojaanbau geplanten 16,2 Millionen Hektar bepflanzt werden können“, gibt sich die Börse denn auch pessimistisch.
Trockene Flüsse und Waldbrände
Durch die oben genannten Provinzen fließt der Río Paraná, über den Argentinien 80 Prozent seiner landwirtschaftlichen Exportprodukte transportiert. Schon im vergangenen Jahr hatte das Niedrigwasser in der wichtigen Wasserstraße die Frachter dazu gezwungen mit bis zu 30 Prozent weniger Transportauslastung von den Verladestationen in Rosario Richtung Buenos Aires zu schippern. Aktuell wird in Rosario wieder einer der niedrigsten Pegelstände der letzten 50 Jahre registriert und zwingt die Frachter dazu ihre Lasten zu reduzieren.
Weiter flussabwärts brennen wie jedes Jahr die trockenliegenden Feuchtgebiete im Delta des Rio Paraná lichterloh. Auf Satellitenfotos sind zwischen den Städten San Pedro und Campana zahllose Brandherde auszumachen. Die knochentrockenen Winde lassen nicht nur die Flammen in die Höhe schießen, sie treiben auch den Rauch in Richtung Buenos Aires. Schon jetzt zieht ein gelblicher Schimmer über die Hauptstadt hinweg, der sich in den kommenden Tagen verdichten wird.
Da die Hitze auch über dem Süden des Landes brütet, werden aus den patagonischen Provinzen Chubut und Río Negro ebenfalls täglich neue Busch- und Waldbrände gemeldet. Die heißen Winde haben die Flammen bereits über tausende Hektar getrieben. Inzwischen hat die Regierung den nationalen Feuernotstand ausgerufen. „Ich weiß nicht, was uns Argentiniern noch passieren wird, wir haben eine Hitzewelle, wie seit wie vielen Jahren nicht mehr“, seufzte dieser Tage Präsident Alberto Fernández stellvertretend für seine Landsleute. Nächste Woche soll es etwas kühler werden.
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