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Australiens FlüchtlingspolitikSyrische Couchpotatoes gesucht

Australien will Asylsuchende mit einem TV-Drama abschrecken. Der Film soll Menschen vor „Haft, Enttäuschung und sogar dem Tod retten“.

So stellt sich die australische Regierung die Situation in Syrien vor: Niemand auf der Straße, alle vor der Glotze. Bild: ap

SYDNEY dpa | Die australische Regierung hat Medienberichten zufolge ein umgerechnet rund 2,8 Millionen Euro teures TV-Drama in Auftrag gegeben, das Asylsuchende von der Einreise abschrecken soll.

Der Film werde aus Steuermitteln finanziert und thematisiert vor allem die illegale Einwanderung auf Booten, berichtete der Sender ABC. Der Streifen werde noch in diesem Jahr in Ländern wie Syrien, Irak oder Afghanistan ausgestrahlt, wo Konflikte riesige Flüchtlingsströme ausgelöst haben.

Der Film solle Menschen vor „Haft, Enttäuschung und sogar dem Tod retten“, zitierte der Sender eine Sprecherin der Produktionsfirma Put It Out There Pictures. Der Vorsitzende des australischen Flüchtlingsrats, Phil Glendenning, bezweifelt das. „Ich denke nicht, dass die Regierung versteht, warum Menschen auf der Flucht sind, wenn sie denkt, dass ein TV-Drama eine Abschreckung sein kann“, sagte er.

Die internationale Gemeinschaft hat Australien wiederholt für seine Asylpolitik, vor allem den Umgang mit Bootsflüchtlingen, kritisiert.

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4 Kommentare

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  • ach, hätten die herrinnen australiens damals, bevor es 'entdeckt' wurde, einen film drehen und in merry old englands knästen vorführen lassen!

    das hätte bestimmt verhindert, dass die vielen ihnen auf den hals gehetzten sträflinge überhaupt auch nur ein stückchen brot gestohlen hätten!

  • Ich finde, man kann es auch übertreiben mit dem Wettbewerb. Sogar als Anglophoner.

     

    Wenn Australien tatsächlich mit Syrien konkurrieren möchte um den, nun ja, Ehrentitel "Schlimmstes Land der Welt", muss es sich schon etwas mehr einfallen lassen als nur einen Billig-Werbespott, in dem es zeigt, dass Flüchtlinge dort nicht mehr als "Haft, Enttäuschung und sogar de[n] Tod" zu erwartet haben. Ein paar Bomben hier und da und die eine oder andere Folterstunde sind wahrscheinlich das Mindeste, was die Regierung sich leisten muss, wenn sie tatsächlich siegen will.

     

    Wobei: Sie kann den Job natürlich auch outsourcen. Das macht man ja inzwischen so im öffentlichen Dienst. Wenn die australische Regierung ganzseitig in der Jungen Freiheit inseriert, findet sie gewiss den einen oder anderen Anbieter mit historischem Grundkenntnissen. Dem müsste sie dann bloß noch Straffreiheit versprechen, wenn er zur Abschreckung Leute interniert oder gleich massakriert, weil das noch effizienter ist als sie zu foltern. So ganz legal sind Freiheitsberaubung, Körperverletzung und (Massen-)Mord ja schließlich bisher nicht im Land der Queen, der Wombats und der Kangaroos.

    • @mowgli:

      Na ja, Abbot braucht halt neue Ziele - im Wettbewerb "widerlichster konservativer Staatschef in einem industrialisierten Land" hat er Bush Jr., Nixon, Reagan, Thather und Cameron ja schon entspannt abgehängt.

       

      Und wenn Du Dir die Berichte über die Auffanglager schon mal angesehen hast, die Australien auf diversen Inseln eingerichtet hat, dann wird Dir klar, dass die auch schon intensiv an der Folterkomponente arbeiten.

  • Wer kommt eigentlich auf solche Schwachsinnsideen? Man kann sicherlich davon ausgehen, dass Menschen die um ihr Leben fürchten, ihre Zeit nicht mit einem Fernsehdrama verbringen. Mit diesen 2,8 Millionen Dollar hätte man eher etwas für Flüchtlinge tun können.