Australiens Corona-App: Problem mit der Kommunikation
Laut Regierung funktioniert die australische Corona-App, doch offizielle Dokumente zeigen Mängel in der Kommunikation zwischen Smartphones.
Bis letzte Woche hatten 6,31 Millionen Nutzer die App geladen – laut Experten eine eher enttäuschende Zahl. Für Gesundheitsminister Greg Hunt sind damit aber die von der Regierung erhofften 40 Prozent der Bevölkerung erreicht. Später präzisierte er, 40 Prozent derjenigen gemeint zu haben, „die ein Smartphone besitzen“.
Nutzer müssen Namen oder Pseudonym, Altersgruppe, Postleitzahl und Telefonnummer registrieren. Die Daten werden verschlüsselt auf einem Server in Australien gespeichert und an die Gesundheitsbehörden der Bundesstaaten und Territorien weitergeleitet, wenn jemand, mit dem die Person in Kontakt war, positiv getestet wurde.
Mittels Bluetooth soll die App jeden aufzeichnen, dem sich die Person nähert und der die App auch auf seinem Gerät hat. Die Apps laufen auch im Hintergrund und tauschen anonymisierte Identifikationsdaten aus. Die werden verschlüsselt auf den Handys gespeichert und nach 21 Tagen gelöscht. Ist jemand mit dem Coronavirus infiziert, erhält die Person per SMS einen Code, mit dem sie das Einverständnis gibt, ihre Liste anonymisierter Identitäten zur Ermittlung von Kontakten hochzuladen.
App-Nutzung als eine Art patriotische Pflicht
Es ist unklar, wie oft die App bisher schon zur Identifizierung von Angesteckten und Kontakten geführt hat. Das Herunterladen ist freiwillig, wird aber von der Regierung als eine Art patriotische Pflicht empfohlen.
Entwickler hatten früh gewarnt, bei iPhones sei das sogenannte Händeschütteln über Bluetooth mangelhaft. Die von Senator Rex Patrick, einem IT-Experten und Covid-19-Opfer, angeforderten Dokumente bestätigen nun dieses Problem. So käme es zwischen den iPhones von zwei Personen, die sich begegneten, nur „in 0 bis 25 Prozent“ der Fälle zu einer Bluetooth-Verbindung.
Probleme bei iPhones
Die Kontaktaufnahme zwischen zwei Mobiltelefonen mit dem Android-Betriebssystem dagegen sei gut. Problematisch wiederum sei die Verbindung zwischen einem Android-Gerät und einem iPhone. Entwickler, die bei der App Fehler identifiziert und Lösungen vorgeschlagen hatten, klagten, sie seien von der verantwortlichen Behörde abgewiesen worden.
Laut Kritikern gibt es neben dem iPhone-Problem noch andere Mängel, die möglicherweise erklären, weshalb viele Australierinnen und Australier der App nicht trauen und sie nicht installiert haben. Ein inzwischen behobener Fehler war, dass das Programm selbst dann noch eine langfristige Rückverfolgung erlaubte, wenn ein Besitzer es wieder aus dem Gerät entfernt hatte – deinstalliert. Da sich die App bei Android-Geräten nicht automatisch aktualisiere, seien vor allem Nutzer solcher Geräte weiter in Gefahr, verfolgt werden zu können, so Experten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!