Australien will CO2-Emissionen reduzieren: Klimaziel deutlich verschärft
Die neue Regierung in Canberra ist erst wenige Tage im Amt. Nun will sie den CO2-Ausstoß im Vergleich zu 2005 um 43 Prozent senken.
Die Ankündigung kommt nicht völlig überraschend. Albanese hatte im Vorfeld der Parlamentswahlen im Mai versprochen, die Klimaziele zu erhöhen, und zugesichert, vermehrt in erneuerbare Energien zu investieren.
Die konservative Vorgängerregierung unter Ex-Premierminister Scott Morrison hatte nur eine Reduktion von 26 bis 28 Prozent bis 2030 vorgesehen. Noch vor den Parlamentswahlen im Mai hatte Morrison es abgelehnt, schärfere Ziele vorzugeben. Australien werde erst bis 2050 Klimaneutralität erreichen, hatte er erklärt.
Dafür, dass sich Morrisons Regierung trotz des seit Jahren wachsenden internationalen Drucks geweigert hatte, mehr Maßnahmen zum Schutz des Klimas einzuführen, machen Kritiker den starken Einfluss der Kohleindustrie auf die konservativen Parteien und einzelne Politiker verantwortlich. Denn in erster Linie muss Australien die Kohleförderung reduzieren.
Alles beherrschende Kohlelobby
Australien ist einer der größten Kohleexporteure und hat pro Kopf eine der höchsten CO2-Emissionsraten der Welt. Trotz der eskalierenden Erwärmung der Erdatmosphäre und apokalyptischer Zukunftsprognosen sprach sich Morrison stets resolut dafür aus, weiter Kohle zu fördern. „Wir werden weiterhin jene Ressourcen abbauen, die wir auf dem Weltmarkt verkaufen können“, sagte er etwa als Reaktion auf eine Studie, nach der 89 Prozent der weltweiten Kohlereserven und 95 Prozent der australischen Mineralien im Boden bleiben müssen, wenn die Welt die Klimakrise noch in den Griff bekommen sollte.
Wie kaum ein anderes Industrieland spürt Australien bereits die Folgen des sich verändernden Klimas. Massive Waldbrände, Wirbelstürme, Überflutungen und die Zerstörung des Great Barrier-Riffs durch die Ausbleichung der Korallen werden von Wissenschaftlern regelmäßig in Verbindung mit der von Menschen verursachten globalen Erwärmung gebracht.
Klimawahl im Mai
Die Katastrophen der letzten Jahre dürften mit dazu beigetragen haben, dass sich das australische Volk bei den Wahlen am 21. Mai nach fast einem Jahrzehnt gegen die klimaskeptische konservative Koalition entschieden hatte. Die sozialdemokratische Labour-Partei unter Albanese konnte zwar eine Regierung bilden, die wirklichen Gewinner aber waren eine Reihe von unabhängigen und grünen Abgeordneten, die neu im Parlament sitzen werden. Sie hatten im Wahlkampf primär besseren Klimaschutz gefordert. Vereinzelt wurden am Donnerstag Stimmen der Enttäuschung über die „immer noch bescheidenen Ziele“ laut.
Doch für Albanese ist der Entscheid in Stein gemeißelt. Seine Regierung werde sich nicht auf Diskussionen über eine mögliche weitere Erhöhung einlassen, meinte er. Falls 43 Prozent CO2-Reduktion den progressiven Kräften zu niedrig seien, werde er das neue Ziel ohne Zustimmung des Parlaments umsetzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts